Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Anna Bruns Anna Bruns, geb. von Bonin

(27.8.1937 Pfaffenhofen – 19.1.2025 Hamburg)
Bürgerschaftsabgeordnete (GAL)
Rathausmarkt 1: Rathaus Hamburg


Die studierte Soziologin trat 1983 in die GAL ein. 1985 wurde sie in den Kreisvorstand Hamburg-Altona der GAl (Grün-Alternative-Liste) gewählt; 1987 in den Ortsausschuss Hamburg-Blankenese und 1988 in die Bezirksversammlung Altona. Dort fungierte sie als Fraktionsvorsitzende der GAL.

Durch ihre engagierte politische Arbeit qualifizierte sie sich für die Hamburgische Bürgerschaft und wurde 1991 als Abgeordnete der GAL in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt.

Als zurzeit ausgeübter Beruf gab sie damals „Hausfrau“ an. Anna Bruns war verheiratet und hatte sechs Töchter. Zu ihrer Vita äußerte Anna Bruns 1994: „Mein Mann ist Kaufmann und vermögend. Damit begründen politische Gegner mit Vorliebe Zweifel an meiner Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit. Bis in die allerobersten Etagen gibt es Leute, die Dreck schleudern. Ein bedauerliches Indiz dafür, wie kleinkariert das politische Milieu ist. Ich habe große Sorge, ebenso eng zu werden.“ 1)

1993 wurde Anna Bruns stellvertretende Fraktionsvorsitzende der GAL. Ihre politischen Schwerpunkte als Abgeordnete lagen in den Bereichen Sozial-, drogen-, Flüchtlings- und ImMigrationspolitik. Diese Ressorts waren ihr ein ganz persönliches, gesellschaftliches und politisches Anliegen. Dazu äußerte sie. Diese Bereiche: „gehören nicht zu den beliebten Themen, zu denen sich Politiker und Politikerinnen drängen. Man ist eher froh, jemanden dafür zu finden.“2)

Befragt nach ihren politischen Erfolgen als Bürgerschaftsabgeordnete sagte sie: „Keine unmittelbaren! Eher die enge Zusammenarbeit, die Akzeptanz und den Zuspruch von politisch aktiven Kreisen außerhalb der parlamentarischen Strukturen.“ 3) Außerdem sah sie als politisches „Erfolgserlebnis“ die ihr zuteilwerdende bemerkenswerte Aufmerksamkeit bei Bürgerschaftsdebatten – und die dann anschließende Ablehnung der (GAL-) Anträge an.

Als Niederlagen empfand Anna Bruns damals die: „Debatte unmittelbar nach den Vorfällen in Rostock, vor allem, wie sie von Seiten der SPD geführt wurde (Ansturm auf den Artikel 16,2 Asylrecht und die Bezeichnung ‚Ausländer sind Gäste‘). Hier lebende Nichtdeutsche als Gäste zu bezeichnen, wurde in der MigrantInnebewegung kontrovers diskutiert. Dieser Ausspruch, den Anna Bruns mehr als unpassend fand, fiel anlässlich ausländerfeindlicher Ausschreitungen in Hoyerswerda.4) („Im September 1991 hatte eine Menschenmenge tagelang eine Unterkunft von Vertragsarbeitern aus Mosambik und ein Asylbewerberheim belagert und Bewohner attackiert. Im August 1992 griffen Randalierer im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen unter dem Beifall und der Beteiligung Tausender Anwohner mehrere Tage ein Asylbewerberheim und eine Unterkunft vietnamesischer Vertragsarbeiter an. Den rassistischen Ausschreitungen war eine erregte öffentliche Debatte über Zuwanderung vorausgegangen. In der Folge schränkte der Bundestag das Grundrecht auf Asyl ein.) 5)

Blankes Entsetzen überfiel sie auch bei der Debatte um den Jüdischen Friedhof in Hamburg Ottensen. (Der Friedhof sollte durch ein Einkaufszentrum überbaut und deshalb die Gräber aufgelassen werden. Da nach jüdischem Glauben die Totenruhe niemals gestört werden darf, gab es internationalen Protest. Nach langem Hin und Her kam es schließlich zu einem Kompromiss: Das Einkaufszentrum wurde auf Stelzen über den Gräbern gebaut).

„Am 5. Mai 1998 legte Bruns ihr Mandat nieder, da sie die Vorgaben der rot-grünen Partnerschaft ‚als zu enges Korsett‘ empfand. (…).

Im Jahre 2001 stand Bruns auf der Bürgerschaftsliste für die Wählervereinigung Regenbogen – Für eine neue Linke.“6)