Logo der Stadt Hamburg

Doris Gercke Doris Gercke, geb. Günther

(7.2.1937 Greifswald – 25.7.2025 Hamburg)
Schriftstellerin
Kanalstraße 34 B (Wohnadresse)
Bestattet auf dem Friedhof Hamburg-Bergedorf, Grablage: Abt. 68, Nr. 152-153.


Wir kennen Doris Gehrke als großartige Krimi-Schriftstellerin, vor allem auch als Schöpferin der Bella Block. Doch sie war viel mehr als Krimi-Schriftstellerin, sie war Lyrikerin, Drehbuchautorin und schrieb auch für Kinder. Dieser Weg war nicht vorhersehbar.

1937 wurde sie in einer Arbeiterfamilie in Greifswald geboren, 1949 flüchtete die Familie nach Hamburg. 1951 bis 1954 besuchte sie das Gymnasium Lerchenfeld, dann musste sie abbrechen, weil die Familie das Schulgeld nicht bezahlen konnte. Sie machte eine Ausbildung zur Verwaltungsbeamtin, heiratete mit 20 Jahren Gebhardt Gercke, den Inhaber einer Bergedorfer Samenhandlung und bekam zwei Kinder. Nach der Geburt des zweiten Kindes 1959 gab sie ihren Beruf auf, lebte 15 Jahre lang als Hausfrau und Mutter in Hamburg-Bergedorf, betätigte sich in Folge der APO 68-er Bewegung aber schon damals politisch aktiv. Dann begann ein neuer Lebensabschnitt. Sie legte das Begabtenabitur ab, studierte Rechtswissenschaften und schloss das Studium mit den beiden Staatsexamen ab. Sie wollte die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft offenlegen und den davon belasteten Menschen helfen. Als Juristin hat sie jedoch nie gearbeitet, sie schrieb stattdessen ihren ersten Roman "Weinschröter, du musst hängen" (1988). Das war der Beginn ihrer langen erfolgreichen Schriftstellerinnen-Karriere.

Sie schrieb stets mit politischem Blick auf die dunklen Seiten der Gesellschaft, verstand sich als Linke (gehörte einige Jahre der DKP an), als Antifaschistin, als Feministin.

2015 gründete sie mit anderen Krimi-Schriftstellerinnen das Netzwerk HERLAND, der Anspruch war: Feministischer Realismus in der Kriminalliteratur. 2023 wurde sie zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Sie sagte einmal: "Der Widerspruch zwischen der Lebensleistung der Frauen und ihrem gesellschaftlichen Ansehen ist gewaltig" Mit dieser Überzeugung fanden sie und ihr zweiter Mann Lothar Reckert schon früh zum Garten der Frauen. Beide haben ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Bergedorf.

Text: Sigrid Meissner