Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Maria Aurora Gräfin von Königsmarck

(28.4.1662 Schloss Agathenburg bei Stade – 16.2.1728 Quedlinburg)
Librettistin
Ludwig-Erhard-Straße (ehem. Ost-West-Straße) in Höhe Kleiner Michel


3045 Aurora Von Koenigsmarck
Aurora von Königsmarck, Quelle: unbekannt, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

In der Nähe des damaligen Sägersplatzes Nr. 15, in der Nähe vom Teilfeld und der Pastorenstraße, lebte die einzige Frau unter den Librettisten der Hamburger Oper, die Gräfin Maria Aurora von Königsmarck.
Schon die Mutter der Gräfin, Gräfin Marie Christiane von Königsmarck, geborene Gräfin Wrangel (1628–1691), war eine Opernfreundin und Stammgast in der Hamburger Oper am Gänsemarkt gewesen. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1673 „(...) lebte sie mit ihren vier Kindern längere Zeit in Hamburg und führte ihre Kinder in Stade und Hamburg planmäßig auf die große Welt zu. Sie erhielten eine gute Ausbildung, wozu auch, für Adlige nicht ungewöhnlich, Kenntnisse in Theorie und Praxis der Oper gehörten. (...) Gräfin Aurora von Königsmarck schrieb um 1680, wohl als 18 Jährige, den Text zur Oper ‚Die drey Töchter Ceccops‘ (Musik: Johann Wolfgang Franck). ‚Cecrops‘ gilt als ‚ein Denkmal der Operngeschichte‘, da deutsche Opernpartituren des 17. Jahrhunderts kaum überliefert sind.
Gräfin Aurora von Königsmarck hatte Kontakt zu Hamburger Musikgrößen, die fasziniert waren von der Adelskultur, aber auch von der Persönlichkeit der Gräfin. Es fand wohl um 1680 eine Aufführung in der Hamburger Oper statt“, (Birgit Kiupel: Weibliche Lebenswelt im Spiegel von Frauenrollen in den Libretti der Hamburger Oper am Gänsemarkt. Magister Arbeit. Hamburg 1991.). In dieser Zeit lebte die Gräfin mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in Stockholm. Nach dem Tod der Mutter 1691 kehrte Aurora nach Hamburg zurück.
Als 1694 Auroras Bruder Philipp Christoph spurlos verschwand, wandte sich Aurora an August den Starken, Kurfürst von Sachsen, mit der Bitte, ihr bei der Suche nach ihrem Bruder behilflich zu sein. Philipp Christoph hatte ein Liebesverhältnis mit der unglücklich verheirateten Sophie Dorothea gehabt, der Frau Georg Ludwigs von Hannover und Tochter von Eleonore d’Olbreuse (1639 d’Olbreuse/Südfrankreich – 1722), der Madame d’ Harbourg und späteren Herzogin von Celle, Gräfin von Wilhelmsburg und Gattin des Herzogs Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg. Als das Verhältnis bekannt wurde, wurde Graf Philipp im Auftrag des Kurfürsten von Hannover ermordet und seine Leiche beseitigt. Sophie Dorothea wurde nach Schloss Ahlden an der Aller gebracht und dort bis zu ihrem Tod, 32 Jahre später, gefangen gehalten. Ihre beiden Kinder durfte sie nie wiedersehen.
Zwischen Aurora und August dem Starken entspann sich ein zwei Jahre dauerndes Liebesverhältnis. Das Kind der Liebe war der spätere französische Feldherr Moritz von Sachsen. Nachdem August der Starke die Beziehung beendet hatte, gab er Aurora den Posten der Koadjutorin des Stiftes Quedlinburg. Im Jahre 1700 wurde sie dort Pröbstin und leitete das Stift von 1703 bis 1718.
Text: Birgit Kiupel