Margarethe (Grete) Wöhrmann Margarethe (Grete) Wöhrmann, geb. Brosterhues
(19.7.1900 in Hamburg - 7.1.1989 in Hamburg)
Hausfrau, Mitglied des Hauptvorstandes der Arbeiterwohlfahrt, Mitglied (SPD) der ersten frei gewählten Bürgerschaft nach dem Ende des Nationalsozialismus, Oktober 1946 bis Oktober 1949
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt (Wirkungsstätte)
Grimmstraße 26 (Wohnadresse)
Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Garten der Frauen
Siehe auch: Sozialdemokratische Frauenbewegung
Grete Wöhrmann war das dreizehnte Kind eines Schusters und einer gelernten Weißnäherin, die als Putzfrau arbeitete. Ebenso wie Grete Wöhrmann machten auch ihre Schwestern Hedwig Günther und Paula Zebuhr in der SPD Karriere: Hedwig Günther war von 1946 bis 1957 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, und Paula Zebuhr hatte in der Arbeiterwohlfahrt eine führende Aufgabe übernommen.
Grete Wöhrmann wuchs mit ihren Geschwistern in der Hamburger Neustadt auf. 1914 bezog die Familie eine größere Wohnung im Stadtteil Rotherbaum. Die Eltern waren regelmäßige Leser des Hamburger Echos, der SPD-Zeitung für den Großraum Hamburg. Schon früh nahmen die älteren Geschwister Grete mit zu Veranstaltungen der Arbeiterjugend. Grete Wöhrmann liebte die Geselligkeit auf den Wanderungen und die politischen Diskussionsrunden mit Gleichgesinnten. Deshalb trat sie 1914 dem Arbeiter-Jugend-Bund bei, wo sie zunächst Obmännin, später Leiterin einer Jüngerengruppe wurde.
Nach der Volksschule, die sie mit der Selekta abschloss, absolvierte sie eine zweijährige kaufmännische Lehre und arbeitete von 1917 bis 1919 als Kontoristin und von 1919 bis 1923 als Sekretärin im Büro der Filiale des Transportarbeiterverbandes.
Neben ihrer beruflichen Tätigkeit war sie parteipolitisch aktiv. 1918 trat sie der SPD bei, lernte dort ihren späteren Mann, den kaufmännischen Angestellten Bernhard Wöhrmann, kennen. Gemeinsam leiteten sie eine Arbeiterjugendgruppe in der Hamburger Neustadt.
Im April 1923 heiratete das Paar und Grete Wöhrmann verlor ihren Arbeitsplatz. Nun arbeitslos, war sie froh, dass ihr eine Freundin die ehrenamtliche Beschäftigung in einem Hamburger Mädchenheim vermittelte. Diese Arbeit übte Grete Wöhrmann bis zur Geburt ihres ersten Kindes, einer Tochter, im Jahre 1924 aus. Vier Jahre später wurde ihre zweite Tochter geboren.
Ihr Mann war seit Anfang der zwanziger Jahre Geschäftsführer der städtischen Blindenfürsorge in Altona, wo das Paar, nachdem es von 1923 bis 1926 in der Wohnung der Eltern Brosterhues in Rotherbaum gelebt hatte, seit 1926 wohnte.
Grete Wöhrmann übte weiterhin Funktionen im Arbeiter-Jugend-Bund aus. Außerdem gehörte sie seit 1927 der Arbeiterwohlfahrt (AWO) an, in der laut Satzung alle Mitglieder der SPD, die im sozialen Bereich arbeiteten, auch wenn sie dies ehrenamtlich taten, organisiert sein sollten. Die Schwerpunkte der AWO lagen in der Kinder- und Jugendfürsorge. So besaß die AWO zwei Kurheime und eine Tageskolonie zur Kindererholung, außerdem Kindergärten und Kindertagesheime für Kinder erwerbstätiger Mütter. Die AWO unterstützte Familien und Erwerbslose durch Essensgaben, Kleidung und Geld. Nähstuben wurden eingerichtet und alte Menschen erhielten Mittagsfreitische. Einen großen Teil dieser Arbeit leisteten ehrenamtlich tätige SPD-Genossinnnen. Über 1000 von ihnen halfen dort mit. Sie empfanden diese Arbeit als wichtig und notwendig, konnten sie doch nicht nur helfen, sondern auch einen Beitrag zur Selbsthilfe leisten - so wie sie es schon vorher in ihrer Nachbarschaft und unter ihren Freundinnen betrieben hatten. Die SPD-Genossen allerdings traf man kaum bei solcher Arbeit an. Sie kümmerten sich mehr um das "große Ganze" und befanden über die politische Richtung der AWO.
Grete Wöhrmann war eine der wenigen Frauen, die im Hauptvorstand der Hamburger AWO vertreten war. Außerdem arbeitete sie seit 1927 als Frauendistriktsleiterin der Altonaer SPD und war von 1929 bis 1933 Mitglied des Vorstandes der SPD Hamburg-Altona. 1930/31 wurde sie in der SPD zur Leiterin der Frauenarbeit gewählt und setzte sich gezielt für die Teilnahme von Frauen an der Parteienpolitik ein. Zum gleichen Zeitpunkt wurde sie Kandidatin der Stadtverordnetenversammlung und 1931 Delegierte auf dem Reichsparteitag.
Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, wurde Bernhard Wöhrmann aus dem Dienst entlassen, da er Mitglied im Arbeiter-Jugend-Bund, der SPD, der AWO und der freien Gewerkschaften gewesen war.
Die Zeit des Nationalsozialismus empfand Grete Wöhrmann als „traurige, schwarze und fürchterliche Lebensphase".
Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich das Ehepaar Wöhrmann an der Neuorganisation der SPD und wurde wieder in der AWO aktiv.
1946 war Grete Wöhrmann eine der 17 weiblichen Abgeordneten in der ersten frei gewählten Bürgerschaft nach dem Ende des Nationalsozialismus und gehörte ihr bis 1949 an.
Text: Rita Bake