Marta Damkowski Mathilde Luise Marta (auch: Martha) Damkowski, geb. Bröker
(16.3.1911 in Stade - 11.8.1982 in Hamburg)
Kaufmännische Angestellte, Bürgerschaftsabgeordnete (SPD) in der ersten frei gewählten Bürgerschaft nach dem Ende des Nationalsozialismus, November 1946 bis Oktober 1949 und in der Wahlperiode 2, Oktober 1949 bis November 1953. Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Altona
Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756: Grab-Nr.: Bn 73, 342 (Geschwister-Scholl-Stiftung)
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt (Wirkungsstätte)
Achter de Höf 16 (Wohnadresse)
Namensgeberin für: Marta-Damkowski-Kehre in Hamburg Bergedorf seit 1986
Marta Damkowski entstammte einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie. Sie war die Tochter von Pauline Johanne Bröker, geborene Roszek und des Maurers Paul Otto Bröker.
Im Jahr 1912 zog sie mit ihren Eltern von Stade in die Raffineriestraße nach Wedel. Dort besuchte sie die Schule in der ABC-Straße vom 11.4.1917 bis zur Konfirmation an Ostern 1925.
Ihre Eltern waren beide in der SPD aktiv, ihre Mutter war von 1924 – 1933 Stadtvertreterin und ab mindestens 1929 auch Kreistagsabgeordnete. Ab mindestens 1925 organisierte sie die Frauenabende der SPD.1)
Marta Damkowski trat 1923 im Alter von 12 Jahren der Reichsarbeitsgemeinschaft der „Kinderfreunde“ bei, später wurde sie Mitglied der Sozialistischen Arbeiter Jugend (SAJ) und trat mit etwa 17 Jahren (1928) dort wieder aus, weil sie sich an der Belegung der Kredite für den Panzerkreuzer A (später „Deutschland“ genannt) nicht beteiligen wollte. Als Folge einer früheren Begegnung mit dem sozialistischen Philosophen Leonhard Nelson trat sie 1925 dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) bei, der die „Anpassungspolitik“ der SPD ablehnte und sich für ein gemeinsames Vorgehen von SPD und KPD gegen den wachsenden Rechtsradikalismus einsetzte.
Die Schule besuchte sie bis zur Obersekundareife und absolvierte danach eine kaufmännische und landwirtschaftliche Ausbildung zur „landwirtschaftlichen Rechnungsführerin“.
Von 1929 bis 1932 war Marta Damkowski Hörerin an der Philosophisch-Politischen Akademie des ISK in Melsungen. Holger Martens schreibt in seinem Portrait über Marta Damkowski, das in dem lesenswerten Buch „Für Freiheit und Demokratie. Hamburger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Verfolgung und Widerstand 1933-1945“ abgedruckt ist: „Die Fortbildungsbestrebungen wurden von der Machtübernahme der Nationalsozialisten jäh unterbrochen. Marta Damkowski siedelte nach Thüringen über. Hier arbeitete sie auf einem Gutshof, der von der Philosophisch-Politischen Akademie gekauft worden war und nach 1933 in eine Siedlungsgenossenschaft für Arbeitslose umgewandelt wurde. In den ersten Jahren der NS-Herrschaft fuhr Marta Damkowski zweimal nach Berlin, um sich mit Fritz Eberhard und Julius Philipson zu treffen. Beide rechneten zum engsten Führungskreis des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes und organisierten den Widerstand der in Deutschland verbliebenen ISK-Mitglieder. In Berlin wurde Marta Damkowski beauftragt, nach Dänemark zu fahren und Informationen mit der emigrierten Spitzenfunktionärin Minna Specht auszutauschen (…). Zurück in Thüringen, bemerkte Marta Damkowski, dass sie von der geheimen Staatspolizei observiert wurde. Sie verzog kurzerhand nach Halle, bereitete sich auf das Examen als Landwirtschaftliche Rechnungsführerin vor und trat mit ihr unbekannten Gesinnungsgenossen in Kontakt. (…) Schließlich fand Marta Damkowski eine Anstellung in Leipzig, wurde aber wiederum von der Gestapo aufgespürt und kam für einige Zeit bei ihren Eltern in Hamburg unter, bis sie eine Tätigkeit als Buchhalterin in der Nähe von Bremen aufnahm. Die häufigen Umzüge empfand Marta Damkowski als Verlust ihrer geregelten Existenz; der Kampf gegen den Nationalsozialismus führte zur beruflichen wie privaten Entwurzelung. (…).“2)
1937/38 initiierten die Nationalsozialisten eine große Verhaftungswelle. Trotz einer verschlüsselten Warnung konnte Marta Damkowski, die sich damals in Bremen aufhielt, wo sie einer konspirativen Gruppe angehörte, nicht mehr rechtzeitig fliehen. Sie, ihr Bruder Willy Bröker und auch ihr späterer Mann Herbert Damkowski – beide Männer gehörten der SAJ an und waren wie Marta im Widerstand aktiv – wurden verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ am Volksgerichtshof 2. Senat, öffentliche Sitzung vom 8.12.1938, Aktenzeichen 10/227/38 verurteilt. In der Anklageschrift wurde vermerkt, dass Marta Damkowski u. a. wegen der Anfertigung und Verbreitung von Protestschriften, die sie mit Hilfe ihres Bruders Willy in der Wohnung ihrer Eltern in Wedel verfasst hatte, verurteilt wurde.3)
Marta Damkowski erhielt eine einjährige Gefängnisstrafe. Da sie keine Aussagen machte, wurde sie wochenlang in Dunkelhaft gehalten. 1939, gleich nachdem Marta Damkowski und ihr Freund Herbert Damkowski (2.1.1914 Hamburg – 6.9.1944) aus der Haft entlassen worden waren, heirateten sie am 31.12.1940. Beide wohnten zu diesem Zeitpunkt in Rissen, Eckernkamp 35. Ihre Trauzeugen waren Marta Damkowskis Vater Paul Bröker und Herbert Damkowskis Mutter Johanna Antonie Damkowski, geborene Wendeler.4)
1941 kam ihr Sohn zur Welt. Ihr Mann wurde in das „Bewährungsbattaillon“ 999 abkommandiert. Er starb 1944.
Nach Kriegsende trat Marta Damkowski der SPD bei. Von 1946 bis 1949 arbeitete sie als Frauensekretärin der Hamburger Landesorganisation der SPD. Später war sie als Verwaltungsangestellte der Gefängnisbehörde tätig und leitete bis 1958 die Frauenstrafanstalt Hamburg. Sie war auch wesentlich am Aufbau von „pro familia“ und des Referats „Frau und Familie“:4527}} in der Sozialbehörde beteiligt und arbeitete in der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen (ahf) mit. 1960 hatte Marta Damkowski als Leiterin des {{Bio: Referates „Frau und Familie“ der Jugendbehörde eine Stellungnahme zu einem bundesweiten Gesetzentwurf bezüglich gewerbepolizeilicher Ausnahmebestimmungen abgegeben. Dabei ging es um Fragen, die sich im Zusammenhang mit der Beschäftigung von Frauen als Praktikantinnen auf Baustellen ergeben hatten. Hamburg hatte empfohlen, die Baustellen sorgfältig auf die Einhaltung hygienischer Vorschriften zu überwachen, besondere Umkleideräume für die Frauen zu fordern und zu verhindern, dass den Frauen übermäßig schwere Arbeiten übertragen wurden.
Von November 1946 bis Oktober 1953 gehörte Marta Damkowski der Hamburgischen Bürgerschaft an und setzte sich dort immer wieder für eine grundlegende Reform des Paragraphen 218 ein. Auch stritt sie im Nachkriegsparlament für eine bessere Nahrungszuteilung für Säuglinge. Während ihrer Tätigkeit als Abgeordnete der Bürgerschaft war sie in der ersten frei gewählten Bürgerschaft (Wahlperiode von Oktober 1946 bis Oktober 1949) Vorsitzende des bürgerschaftlichen Ausschusses „Hausarbeitstag“ und in der Wahlperiode 2 (Oktober 1949 bis November 1953) Vorsitzende des bürgerschaftlichen Ausschusses für soziale Fragen.
Marta Damkowski setzte sich im Parlament massiv gegen die Passage des Beamtengesetzes zum "Doppelverdienertum" ein. Nach diesem Passus durfte eine verheiratete Beamtin nicht weiterbeschäftigt werden, wenn ihre wirtschaftliche Versorgung gesichert war. In Zeiten des Arbeitskräftemangels war dieser Passus nicht zum Tragen gekommen. Nach der Währungsreform, als der Run auf Arbeitsplätze begann, erinnerte man sich jedoch wieder an diesen Passus. In der Bürgerschaft stellte Marta Damkowski den Antrag, die betreffenden Passagen des Beamtengesetzes zu streichen: "Und, meine Herren, es ist auch noch niemand darauf gekommen, einen männlichen Beamten zu entlassen, wenn seine Frau eine gesicherte Position einnimmt." Zur Wiederherstellung der persönlichen Freiheit und Würde der Frau müssten die fraglichen Ausnahmebestimmungen entfallen. Auch Magda Langhans (KPD) setzte sich für die Streichung dieses Passus ein. Sie sah darin die Ehe als eine Versorgungsmaßnahme festgeschrieben - und eben dieses Versorgtsein verhindere die berufliche Karriere der Frauen. Auch die Fraktionen von FDP und CDU stimmten dem von Marta Damkowski eingebrachten Antrag zu, und die Bürgerschaft beschloss die Änderung des Beamtenrechts in den entsprechenden Passagen. Mit dem Inkrafttreten des Bundesbeamtengesetzes im Jahre 1953 wurde dieser Paragraph dann gestrichen.
Neben ihrer parlamentarischen Arbeit war Marta Damkowski in der Zeit von 1947 bis 1953 Mitglied im Bundesfrauenausschuss der SPD, im Parteirat der SPD und arbeitete mit am Godesberger Programm (Frau und Familie). Noch im Alter war Marta Damkowski im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Altona, im Distriksvorstand Sülldorf-Rissen und im Landesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Hamburg tätig.
Text: Rita Bake