Agnes Gierck Agnes Gierck, geb. Höhne
(28.2.1886 Weimar - 12.11.1944 Hamburg)
Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Langenhorner Hausfrau
Wattkorn 8 (Wohnadresse)
Grab: Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Lage: Grabfläche der Geschwister-Scholl-Stiftung: Bn 73-Bo 73
Namensgeberin für: Agnes-Gierck-Weg, benannt 1997 in Langenhorn-Nord. Vorher hieß die Straße Peter-Mühlens-Weg. Wegen dessen NS-Belastung wurde die Straße umbenannt in Agnes-Gierck-Weg
Agnes Höhne besuchte in Hamburg die Volksschule bis zur Selekta und arbeitete anschließend als Hausangestellte und Plätterin 1909 heiratete sie den Arbeiter Karl Gierck, bekam drei Kinder (geboren 1909, 1912, 1914).
1929 trat das Ehepaar in die KPD ein. „Agnes Gierck arbeitete in einer aus fünf Personen bestehenden Gruppe der KPD mit, die sich auf die Arbeit im Untergrund vorbereitete und Zeitungen und Flugblätter verteilte, die zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufriefen und vor dem drohenden Krieg warnten.“[1] In der Zeit des Nationalsozialismus sammelte Agnes Gierck in ihrer Funktion als Kassiererin Spenden für die Rote Hilfe, „einer der KPD nahestehenden politischen Hilfsorganisation“.[2] Damit wurden u. a. Familien von Verfolgtenunterstützt. Auch kassierte Agnes Gierck Parteibeiträge und „stand Schmiere“. Am 1. Oktober 1934 wurde sie nach einer erfolgten Denunziation von der Gestapo verhaftet und im April 1935 wegen Volksverhetzung und Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren Zuchthaus – ihr Mann, ihr Sohn und ihr Schwiegersohn zu je anderthalb Jahren Kerker – verurteilt. Nach ihrer Entlassung nahm sie die illegale Widerstandstätigkeit wieder auf.
Durch die Jahre der Verfolgung und Haft sowie den Kummer über den Tod beider Söhne erlebte Agnes Gierck das Kriegsende nicht mehr. Sie starb 1944 nach langer Krankheit an Krebs.
„Mitte der 1970er Jahre regten Studenten an, ein Studentenwohnheim am Kiwittsmoor 36 nach Agnes Gierck zu benennen. Das Kuratorium des Hamburger Studentenwerks kam diesem Vorschlag jedoch nicht nach. 1996 beschloss der Ortsausschuss Fuhlsbüttel, den Peter-Mühlens-Weg in Agnes-Gierck-Weg umzubenennen. (…). Der Wechsel der Straßenschilder erfolgte am 28. Februar 1997. Der damalige Ortsamtsleiter Wolfgang Engelmann stellte Giercks Leistungen nur ungenügend dar, als er bei einer Rede sagte, dass Gierck ‚im klassischen Sinne‘ keine Widerstandskämpferin gewesen sei. Die Bezirksabgeordnete Renate Herzog war der Meinung, dass Gierck eine ‚einfache Frau‘ gewesen sei, die man ‚aus geringen Gründen verhaftet und gefoltert habe‘.
Die Rolle von Agnes Gierck wurde erst später neu bewertet: 2009 beschäftigten sich Fünftklässler des Gymnasiums Heidberg – angeleitet von ihrer Religionslehrerin Elke Hertel – mit dem Leben Agnes Giercks. Mit ihrer Arbeit gewannen sie den Hamburger Landespreis, den dritten Bundespreis des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten, den Bertini-Preis und eine Auszeichnung von Demokratisch Handeln. Der neue Bezirksamtsleiter Wolfgang Kopitzsch unterstützt das Anliegen einer Neubewertung. Eine Ausstellung im Hamburger Rathaus nahm Gierck daraufhin im Januar 2010 in die Liste der Personen auf, die von 1933 bis 1945 als Widerstandskämpfer verfolgt wurden.“[3]
Text: Dr. Rita Bake