Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Realgymnasium für Mädchen

Besenbinderhof 29 (ehemals)


Erstes “Realgymnasium für Mädchen” in Hamburg (siehe auch die Konkurrenz: Reformschule des Vereins Frauenwohl im Mittelweg).
Das Realgymnasium für Mädchen hatte die Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) initiiert. Er gründete Gymnasialkurse, die wohlwollend von der Behörde unterstützt wurden. Um die Kurse einzurichten, gründete der ADF einen Zweigverein, den Hamburgischen Verein zur Förderung von Frauenbildung und Frauenstudium, deren Vorsitzende wurde Marie Kortmann. In dem Verein wurden auch Männer aufgenommen.
1901 wurde ein fünfjähriger Lehrgang ins Leben gerufen, der zur externen Abiturprüfung vorbereitete. Voraussetzung für den Schulbesuch war der vorherige Besuch einer neunklassigen Mädchenschule.
Es musste ein hohes Schulgeld gezahlt werden. Zwischen 1906 und 1913 wurden die ersten Abiturientinnen entlassen. Die Schülerinnenzahl wuchs auf 130 Personen. Der Schuldirektor war Prof. Gustav Wendt, dessen Frau Bertha Wendt aktiv in der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung war.
Um die Gunst und damit auch die finanzielle Unterstützung durch die Öffentlichkeit zu bekommen, erklärte Prof. Wendt öffentlich, „daß die Gymnasialklassen nichts mit der Politik der radikalen Frauenrechtlerinnen gemeinsam hätten, sondern nur gute und gleichwertige Bildung für bürgerliche Mädchen bieten wollten. Später betonte Prof. Wendt ausdrücklich, daß der Verein nicht danach strebe, Konkurrentinnen der Männer zu erziehen, sondern sein Ziel sei es, ‘die Sphäre der Frau’ durch erweiterte Bildung zu bereichern.” (Kirsten Heinsohn: Politik und Geschlecht. Zur politischen Kultur bürgerlicher Frauenvereine in Hamburg. Hamburg 1997 S. 146.)
Ab 1904 unterstützte auch der Staat diese Klassen. Schließlich wurden ab 1913 die ersten staatlichen höheren Mädchenschulen in Hamburg eingerichtet, so dass es zum Abbau des “Realgymnasiums für Mädchen” kam, seine Auflösung erfolgte 1924.
Text: Rita Bake