Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Stellenvermittlung für weibliches Hauspersonal

ABC-Straße 57 (ehemals)


Heute steht hier ein luxuriöses Hotel einer großen Hotelkette, in dem viele dienstbare „Geister“ für das Wohl der Hotelgäste sorgen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte an dieser Stelle die Stellenvermittlung für weibliches Hauspersonal ihren Sitz. Sie war 1900 auf Anregung der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins gegründet worden, um den damals bestehenden Mangel an Dienstboten zu beheben und eine „Hebung des Dienstbotenstandes“ zu erreichen. Um Letzteres voranzutreiben, wies die Stellenvermittlung Arbeitgeberinnen auf ihre Vorbildfunktion hin: „Hier ist ein Arbeitsfeld, dem sich schon die jüngsten Mädchen (die Töchter der bürgerlichen Hausfrauen, K. H.) unter ihnen widmen können, indem sie damit anfangen, daß sie den Dienstmädchen im eigenen Hause ein warmes Interesse entgegenbringen [...]. Schon dies wird ein Beitrag zur Besserung der Dienstmädchen sein, manche von ihnen wird schon dadurch, daß sie Mitgefühl und Interesse von Seiten der Arbeitgeber findet, von dem Wege des Verderbens und Lasters zurückgehalten werden“, [1] zitiert die Historikerin Kirsten Heinsohn Julie Eichholz.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand der Vorstand der Stellenvermittlung aus Julie Eichholz, Laura Bromberg und der Oberin des Allgemeinen Krankenhauses Eppendorf, Hedwig von Schlichting. Die Mitglieder – 1907 hatte die Stellenvermittlung ca. 4.000 Mitglieder – waren meist Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Ihnen war daran gelegen, „ordentliche“ Dienstmädchen einzustellen. Deshalb erhielten Dienstbotinnen die Möglichkeit, sonntags zwischen 17 und 22 Uhr die Sonntäglichen Heimstuben zu besuchen. Dort gab es eine kleine Bibliothek. Im Winter wurde „gesellige, ernste und heitere Unterhaltung“ geboten, im Sommer monatlich einmal ein Ausflug unternommen und jeden Donnerstag zwischen 20 und 22 Uhr ein Gesangsabend veranstaltet.(Siehe auch: Hamburger Hausfrauen Verein)
Text: Rita Bake