Frauenfront 1932
Jungfernstieg 30: Sekretariat der Frauenfront 1932, heute: Einkaufspassage Hamburger Hof
Kirsten Heinsohn schreibt über die Frauenfront 1932: „Eine weitere Gefahr für die Rechte der Frauen sah die Frauenbewegung in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bzw. ihren Wahlerfolgen heraufziehen. Die NSDAP erkannte die Gleichberechtigung der Frau nicht an und ließ sich politisch auf keiner Ebene von einer Frau repräsentieren. Ihre Ziele waren eindeutig der Sturz der Republik sowie eine nach rassistischen Definitionen aufgebaute Gesellschaft, in der ‚Deutsche‘ gefördert und ‚Andere‘ ausgegrenzt werden sollten. Die Aufgabe der Frauen sahen die Nationalsozialisten ganz traditionell in der Familie, als Hausfrau und Mutter. Aus diesem Grund äußerte sich die Partei nur abfällig über Frauen, die politisch tätig waren. Ab 1932 begann die Partei allerdings gezielt auch Frauen anzusprechen, um die Anzahl der Wählerinnen zu erhöhen.
Die antifeministische Politik der NSDAP wurde von allen Gruppen der Frauenbewegung scharf kritisiert. Die Vertreterinnen der SPD und KPD gingen als erste dazu über, Frauen über die Ziele und Methoden der Nationalsozialisten aufzuklären. Viele Flugblätter und Aufklärungsbroschüren wurden erstellt und verteilt. Beide linke Parteien strebten danach, ihre jeweiligen Frauengruppen nun auch verstärkt in den allgemeinen antifaschistischen Abwehrkampf einzubinden, 1931 etwa in die Tätigkeit für die ‚Eiserne Front‘, eine gewerkschaftliche, SPD-nahe Abwehrorganisation. Die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit forderte demgegenüber einen gemeinsamen Kampf der Frauen gegen die NSDAP, unabhängig von Partei und Konfession.
Neben den Frauen der SPD und KPD sowie dem IFFF war es vor allem der Stadtbund [hamburgischer Frauenvereine], der die Bedrohung der Demokratie und der Frauenrechte durch diese Partei sehr ernst nahm. Stadtbund und Sozialdemokratinnen bildeten deshalb die ‚Frauenfront 1932‘, die die gemeinsame Agitation gegen die NSDAP leitete. Eine Reihe von großen Veranstaltungen fand statt, um Frauen über die Programmatik und Politik der NSDAP zu informieren und dafür zu werben, diese Partei nicht zu unterstützen.“ [1]
Karen Hagemann und Jan Kolossa schreiben über die Frauenfront 1932: „Entscheidende Voraussetzungen für die Möglichkeit eines solchen Bündnisses waren in der Hansestadt zum einen die konsequent liberale Haltung vieler bürgerlicher Mitstreiterinnen der Frauenbewegung, die sich wie Emmy Beckmann und Emma Ender nicht scheuten, öffentlich die frauenfeindliche Politik der NSDAP zu kritisieren, zum andern die positiven Erfahrungen in der Zusammenarbeit, die bürgerliche und sozialdemokratische Funktionärinnen seit dem Ersten Weltkrieg gemacht hatten.
In das antifaschistische Bündnis der ‚Frauenfront 1932‘ waren sozialdemokratische und bürgerlich-liberale, nicht jedoch kommunistische Frauen einbezogen. Ebensowenig wie den Männern gelang es den Frauen, ihre antikommunistischen bzw. antibürgerlichen und antisozialdemokratischen Vorbehalte zu überwinden; dies galt vor allem für die leitenden Funktionärinnen, die in besonders starkem Maße in Ideologie und Politik ihrer jeweiligen Partei eingebunden waren.“ [2]