BIFF Beratung und Information von Frauen für Frauen
Emilienstraße 5 (damals), Bogenstraße 2 (heute)
1978 wurde die BIFF („Beratung und Information von Frauen für Frauen“) in Eimsbüttel eröffnet. Sie war die erste aus der autonomen Frauenbewegung kommende Hamburger Beratungs- und Informationsstelle von Frauen für Frauen. Es folgte 1979 die biff Altona und Winterhude. Ihre Arbeitsschwerpunkte lagen in den Bereichen Beratung bei Gewalterfahrung, in Trennungssituationen, zum §218, bei psychischen Problemen etc. (den Schwerpunkt Psychiatrie hatte nur die biff Altona, heute der Zusammenschluss Eimsbüttel/Altona).
Die Neue Frauenbewegung kritisierte die traditionelle Psychiatrie als eine patriarchale Wissenschaft, die die Leiden von Frauen pathologisiere und im Bereich Therapie oder Medikation den Mann als Norm voraus setzt. Deshalb sollte die Beratung bei BIFF auf Grundlage von frauenspezifischen Therapieansätzen erfolgen, die erstmals Ende der 1970er-Jahre von engagierten Psychologinnen und Psychiaterinnen für die ambulante Versorgung erarbeitet wurden. Hintergrund war nicht zuletzt die Erkenntnis, dass hinter vielen körperlichen und psychischen Problemen der Frauen real erlebte Gewalt und Traumata stecken.
Später kamen noch die BIFF Harburg und die Beratungsstelle Kattunbleiche dazu. Heute (2018) hat die BIFF Eimsbüttel/Altona ihre Adresse in der Bogenstraße 2. 2002 entschied der Hamburgische Senat eine 50-prozentige Kürzung der Haushalte vieler Frauenprojekte. Die Kolleginnen der biffs Eimsbüttel und Altona gründeten einen gemeinsamen Nachfolgeverein, die Frauenberatungsstelle in der Kattunbleiche wurde in Kooperation mit biff Winterhude aufgelöst, die biff Harburg als kleinste biff konnte unverändert bestehen bleiben.
In ihrer Selbstdarstellung zu Beginn ihrer Arbeit Ende der 1970er-Jahre hieß es: „Zu uns kommen Frauen die ehegeschädigt sind, seit 20 Jahren unselbständig, unsicher, immer im Schatten des Mannes gelebt, abhängig von Tabletten oder Therapien, ohne eigene Freundin oder Freunde, keine Ahnung von ihren Rechten, die wieder arbeiten möchten und sich nicht recht trauen, die sich verlassen fühlen, nicht erst seit der Mann gegangen ist, die verlassen wollen, weil sie ihre Unmündigkeit bemerken, weil sie aufgewacht sind, die lernen wollen, ihre Bedürfnisse und Wünsche von denen des Mannes zu unterscheiden, die angefangen haben, sich gegen Bevormundung zu wehren, aber noch ganz unsicher ihren neuen Weg gehen, die sich getrennt haben und jetzt ganz alleine dastehen, überfordert mit Kindern und Beruf und Haushalt, argwöhnisch betrachtet von allen Verwandten und Nachbarn – Frauen, die ungewollt schwanger sind, Frauen die sich selber finden möchten, alte Frauen, die einsam sind, Frauen, die nicht mehr leben möchten, tief traurige, enttäuschte Frauen, Frauen, die andere Frauen suchen, junge Frauen, viele zwischen 30 und 45, einige ältere. (…)
Wir wollen mit den Frauen Wege finden, sich zu wehren, sich durchsetzen zu können, eigene Interessen zu entwickeln, selbständig leben und sich mit anderen Frauen zusammentun zu können. Wir möchten Zusammenhänge aufschlüsseln zwischen Frauenrolle und Sozialisation, zwischen Gefühlen, Krankheiten und eigenen Lebensverhältnissen.
Wir möchten die Erfahrung ermöglichen, daß die einzelne Frau mit ihren Problemen nicht alleine steht, sondern daß es viele Frauen in vergleichbarer Situation gibt und letztlich, daß die Frauen nicht alleine schuld sind an ihrem Elend, sondern daß es diese gesellschaftlichen Verhältnisse sind, die sie in ihre Rolle zwingen und daß wir durch die Frauenbewegung dagegen etwas tun können. (…)
Wir leisten in der BIFF bislang unbezahlte Arbeit, die laufenden Unkosten tragen wir zum Teil selbst, zum Teil erhalten wir Spenden. Wir haben jetzt Sondermittel von der Bezirksversammlung bewilligt bekommen und wollen uns langfristig darum bemühen, Stellen aus öffentlichen Mitteln bezahlt zu bekommen.“ ((hamburger frauen gruppen stellen sich vor. Hrsg. von bildwechsel. Hamburg o.J., S.12f..)
In ihrer Jubiläumsschrift „20 Jahre BIFF von Frauen für Frauen“ aus dem Jahre 1998 beschrieben die BIFF Frauen, wie sie ihre Arbeit damals finanzierten. „1981 bekam die BIFF Eimsbüttel zwei ABM-Stellen. Die beiden kleinen Räume in der Emilienstraße reichten schon bald für die große Nachfrage nach Gruppen und kontinuierlichen Einzelgesprächen nicht mehr aus. 1982 wurde eine Ladenwohnung im Stellinger Weg angemietet. Das erhöhte die festen Kosten in einem Maße, daß sie nicht mehr durch Eigenbeiträge und kleine Spenden getragen werden konnten. Kurzfristige Hilfen kamen vom ‚Netzwerk Selbsthilfe‘, der ‚Bunten Liste‘ und dem ‚Frauenausschuß der Bezirksversammlung Eimsbüttel‘. Langfristig wurde eine staatliche Finanzierung angestrebt.
Die Verwaltung und Auszahlung der Haushaltsmittel wurde beim Amt für Jugend angesiedelt. Diese ursprünglich verwaltungstechnische Zuordnung bringt uns immer wieder in inhaltliche Legitimationsschwierigkeiten, da die BIFF Frauenarbeit und keine Jugendarbeit leistet.“ (20 Jahre BIFF von Frauen für Frauen. Hamburg 1998.)
Heute gibt es drei BIFF Beratungsstellen, getragen von zwei Trägervereinen: BIFF Eimsbüttel/Altona in der Bogenstraße 2 sowie BIFFHarburg in der Neuen Straße 59 und biff Winterhude im Moorfurthweg 9b
Auf ihrer Website steht heute (2018): „Die drei BIFF Beratungsstellen in Hamburg bieten Beratung und Information für Frauen in schwierigen Lebenssituationen, unabhängig von Alter, Einkommen, Herkunft oder sexueller Orientierung. Unsere Beratungsthemen: Partnerschaft & Familie · Trennung & Scheidung · Alleinerziehende · Gewalterfahrungen · Konflikte am Arbeitsplatz · Erwerbslosigkeit · Einsamkeit und Isolation · Psychische & psychosomatische Erkrankungen wie Depression, Ängste & Psychosen · Beratung zu Psychotherapie. . Sie verstehen sich auch heute noch als feministische Beratungsstellen und bieten 'Frauenräume'.“ biff-frauenberatung.de
Die biff Harburg bietet auch noch das Projekt „Mütterzeit“ an. Es „richtet sich mit seinen Angeboten an Mütter in der Region Harburg, unabhängig vom kulturellen und religiösen Hintergrund. Mütter (und werdende Mütter) erhalten durch Informationen und Beratung Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen“. “ biff-frauenberatung.de
Über das weitere "Schicksal" des Vereins siehe unter: Frauenbewegung in den Jahren 2000-2010
Text: Rita Bake