Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Frauenbewegung in den Jahren 2000-2010

Grindelallee 43 (Beispieladresse: DenkTräume - Frauenbildungszentrum)


„Feminismus ist passé? We don’t think so.“[1]

Hamburgs Frauenbewegung/en und ihre lesbisch/schwulen/queeren Bündnisse in den Jahren 2000 bis 2010
verfasst von Elsbeth Müller
Das Thema dieses Aufsatzes lautet: Die Hamburger Frauenbewegung in den Jahren 2000‒2010.[2] Was beim Nachdenken, den Gesprächen und der Recherche zu dieser Fragestellung sofort untergründig mitschwingt, ist: War da überhaupt was? Gab es wirklich Bewegung? Oder herrschte nicht primär Lähmung, Flaute, Untergangsstimmung? In der Tat: Man muss schon sehr genau hinsehen, um in diesem Jahrzehnt „Frauen-Bewegung“ als öffentliche Präsenz wahrzunehmen. Die Straße als politischer Raum ist merkwürdig leer, die Zeit der großen Demonstrationen scheint vorbei. Die Medien interessieren sich nicht mehr für frauenpolitische Themen.[3] Und obwohl die Frauenbewegung die wohl erfolgreichste soziale Bewegung ist, die die westliche Welt im letzten Jahrhundert erlebt hat, ist es ihr in diesem Zeitraum nicht gelungen, sich als bedeutsame kulturelle Veränderung ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Der Weg von der Revolutionärin zur Gleichstellungsbeauftragten machte den Feminismus langweilig und gerade für junge Frauen nicht besonders attraktiv. Außerdem fühlten sich diese längst gleichberechtigt – und schienen den Feminismus nicht mehr zu brauchen. Aber: Zum einen war dies keine Krise der Frauenbewegung allein, sondern die herkömmlichen politischen Strukturen insgesamt waren in der Krise, sie waren offensichtlich nicht in der Lage, auf die aktuellen Herausforderungen Antworten zu finden. Allgemeine Politik- oder Parteienverdrossenheit machte sich breit, das „Gemeinwohl“ geriet aus den Augen, viele Volksbegehren vertraten derzeit eher Eigennutz und Partikularinteressen.
Zum anderen gilt es auch hier, dass nicht nur Hamburgs „Leuchtturmprojekte“ interessant sind, sondern gerade das, was nicht im Licht der Öffentlichkeit und der Medien stand, die Bewegung jenseits der geglätteten Wogen des Mainstreams. Deswegen sind die Fragen dieses Textes: Was ist untergegangen, was konnte sich über Wasserhalten? Wie fließt der Mainstream, aber auch welche Unter- und Gegenströmungen gibt es? Welche Netze hat die Hamburger Frauenbewegung ausgeworfen oder hat sie sich in den eigenen Netzen verfangen? Halten die Deiche gegen das Vergessen, konnte Land gesichert werden? Aber auch: Hat ein frischer Wind die ruhigen Gewässer aufgemischt und was haben die neuen Wellen der Frauenbewegung(en) an Hamburgs Ufer gespült? Eher Schätze oder doch nur Treibgut?
Untergegangene und finanziell gekürzte Frauenprojekte
Zwischen 2000 und 2010 gingen diverse Fraueneinrichtungen – darunter viele, die schon in den 1970er und 1980er Jahren gegründet worden waren – unter bzw. erhielten erheblich geringere finanzielle Förderung. Die Gründe waren unterschiedlich. Manche mussten aus kommerziellen Gründen (und/oder weil sich nicht mehr genug Interesse fanden) schließen, andere fielen den Kürzungswellen des Hamburger Senats zum Opfer, der ab 2001 einen deutlichen Kurswechsel in Bezug auf Frauenförderung vornahm, wieder andere überlebten die finanziellen Kürzungen nur, indem sie sich dem Mainstream anpassten. Viele „alte Kähne“ konnten nur weiterfahren, wenn sie sich einen neuen Anstrich verpassen ließen: „Uns [Frauenprojekten] wurde auch nahe gelegt, unsere Bezeichnung zu ändern und unsere Arbeit ohne provozierende Worte zu beschreiben […] Worte wie ,feministisch' mussten raus.“[4] oder: „Wo früher von ,lesbischer Mädchenarbeit' die Rede war, gibt es jetzt nur noch ,geschlechtsspezifische Identitätsfindung'."[5] Andere mussten waghalsige Wendemanöver durchführen und das über Jahrzehnte erkämpfte Konzept der autonomen Frauenräume aufgeben und auch Männer an Bord nehmen. Wieder andere mussten ihre Flotte verkleinern und mit der Hälfte der bisherigen Einnahmen weitermachen. Manche Flagschiffe (z. B. FLAKS) wären nach der Taufe beinahe gar nicht mehr vom Stapel gelaufen, manche mussten schnell zurückrudern (so die Gender Studies) und einige setzten von vornherein mehr auf ihre Unabhängigkeit (wie Bildwechsel oder Notruf) oder konnten sich ihr Boot selber bauen – wie Handwerksbetriebe oder andere Unternehmerinnen.
Ein Grund unter anderen für diese Kürzungswelle war der 2002 verabschiedete Senatsbeschluss zur „Einführung und Umsetzung der Strategie des Gender Mainstreaming (GM) in die Hamburgische Landespolitik“.
Auf EU-Ebene war der Gender-Mainstreaming-Ansatz zum ersten Mal im Amsterdamer Vertrag, der am 1. Mai 1999 in Kraft trat, rechtlich verbindlich festgeschrieben worden.
Gender Mainstreaming
Der Vertrag von Amsterdam enthält Regelungen in Bezug auf die Chancengleichheit von Frauen und Männern und statuiert somit die Selbstverpflichtung der EU in diesem Bereich: In Art. 2 EGV wird festgelegt, dass es Aufgabe der Gemeinschaft ist, die Gleichstellung von Frau und Mann zu fördern. Nach Art. 3 Abs. 2 EGV soll die Gemeinschaft bei allen in diesem Artikel genannten Tätigkeiten darauf hinwirken, Ungleichheiten zu beseitigen und die Gleichstellung von Männern und Frauen zu fördern. Gender-Mainstreaming bedeutet, dass in allen Phasen des politischen Prozesses – Planung, Durchführung, Monitoring und Evaluation – der Geschlechterperspektive Rechnung getragen wird. Ziel ist die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern. Nach dem Gender-Mainstreaming-Konzept sind politische Maßnahmen stets daraufhin zu prüfen, wie sie sich auf die Lebenssituation von Frauen und Männern auswirken, und gegebenenfalls neu zu überdenken. Nur so kann Geschlechtergleichstellung zu einer Realität im Leben von Frauen und Männern werden und allen Menschen – innerhalb von Organisationen und Gemeinschaften – die Möglichkeit eröffnet werden, ihren Beitrag zu leisten zur Entwicklung einer gemeinsamen Vision einer nachhaltigen menschlichen Entwicklung und zu dessen Verwirklichung.[6]

Auch in verschiedenen Bundesländern wurden Kabinettbeschlüsse zur konsequenten Umsetzung von Gender Mainstreaming in Landespolitik und -verwaltung getroffen, so z. B. in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern. In Hamburg war der Stadtteil „Eimsbüttel […] der erste Bezirk […], der das Prinzip des Gender Mainstreaming eingeführt hat. Im Vorfeld jeder Entscheidung wird jetzt von den politischen Gremien geprüft, welche Auswirkungen eine Maßnahme auf Männer und Frauen hat.“[7] Zunächst setzten auch viele Feministinnen große Hoffnungen auf Gender Mainstreaming, schloss diese Strategie doch Frauenförderung nicht aus: „Der Gender-Mainstreaming-Prozess macht institutionelle Frauenpolitik keinesfalls überflüssig, da die vorliegenden Analysen gezeigt haben, dass Frauen in weiten Bereichen noch benachteiligt sind. Das Instrument der Frauenförderung wird daher noch lange angewandt werden müssen!“[8] Außerdem eröffnete es die Möglichkeit, dass der Geschlechteraspekt bei jeder politischen Entscheidung von Anfang an mitgedacht, durch Gender-Budgeting auch ökonomische Fakten gesetzt und als Top-Bottom-Prinzip die Durchsetzbarkeit gesichert wurde. Darüber hinaus war es durch den Amsterdamer Vertrag EU-weit bindend und wurde entsprechend kontrolliert. So gründete sich in Kooperation von DenkTräume und „umdenken. Politisches Bildungswerk Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg e. V.“ schon 2000 ein breites Bündnis von Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen (Gewerkschaftlerinnen, Frauenprojekte, Gleichstellungsbeauftragte von Firmen und Behörden, Beraterinnen etc.), das „Frauennetzwerk Gender Mainstreaming“, das aktiv und kritisch die Implementierung von GM in Hamburg begleiten wollte.
Doch mit der Einführung von GM wurde doch vielen Frauenprojekten die finanziellen Mittel gekürzt oder der frauenorientierte Ansatz musste verändert werden. Die Tageszeitung taz-hamburg kritisierte: „Was der Senat unter Frauenpolitik versteht, ist auf dem Programmheft von ,Frau und Arbeit' nachzulesen: ,Mensch und Arbeit' steht dort jetzt. Für die Bildungsangebote, die sich früher an Frauen richteten, können sich jetzt zum Teil auch Männer anmelden. Denn seit Frauen in Hamburg nicht mehr als förderungswürdig erachtet werden, müssen die Beratungsstellen und Bildungsträger Wege finden, das trotzdem zu tun – und gleichwohl den Erwartungen des Senates gerecht zu werden, sich auch Männern zu öffnen. […] Der Verein ,Internationale Cultur und Information für Frauen - INCI' ist von der Senatslinie, weniger zielgruppenspezifisch fördern zu wollen, doppelt betroffen: Im Moment bietet INCI Beratung und Fortbildung für migrierte Frauen. Künftig sollen sich vor allem die ,ausbildungsvorbereitenden Hilfen' weder speziell an Frauen, noch an MigrantInnen richten. Das heißt: INCI muss auch deutsche Männer unterrichten.“[9]
Beispiele von finanziell gekürzten Frauenprojekten und -einrichtungen
Die erste Kürzungswelle des Hamburger Senats erreichte die Frauenprojekte im Jahre 2002 und rief große Empörung unter den frauenbewegten Frauen hervor: Die Frauendemonstration zum Internationalen Frauentag am 8. März war eine der größten des Jahrzehnts, viele Unterstützungsgruppen gründeten sich, viele Protestaktionen wurden gestartet.
Frauenprojekte
„Unter dem Begriff ‚Frauenprojekt’ wird eine selbst organisierte Einrichtung von und für Frauen verstanden, die im Kontext der Neuen Frauenbewegung ab den 1970er Jahren entstanden ist. Die Schaffung dieser selbst organisierten und „autonomen“ Räume dient vorwiegend einer Realisierung emanzipatorischer Praxis- und Handlungsfelder. Die Frauenprojekte situieren sich vor dem Hintergrund der Grundsätze feministischer Theorie und Praxis in unterschiedlichen Bereichen und arbeiten zu verschiedenen Themenschwerpunkten wie Gewalt, Gesundheit und Körper oder Kultur. […] Seit diesen Anfängen hat sich die Zahl der Frauenprojekte ebenso wie ihr Themenspektrum und ihre Angebotsstruktur vervielfältigt. Die Frauenprojekte sind wesentlicher Bestandteil einer feministischen Öffentlichkeit, die sich meist in größeren Städten etabliert hat.“[10]

Am dramatischsten war 2002 der Einschnitt bei den Frauenberatungsstellen, die von bisher jährlich 970.000 Euro Förderung 375.000 EURO verloren. Viele Beratungsstellen waren dadurch existenziell bedroht, mussten massiv umstrukturieren oder gar schließen. Durch die drohende Schließung der biff-Harburg beispielsweise war auch das Frauenkulturhaus Harburg bedroht, da die Beratungsstelle eine der drei Säulen des Frauenzentrums ausmachte. Der Verein Frauenkulturhaus Harburg e. V. wurde im Jahr 1985 von mehreren Harburger Künstlerinnen gegründet, seit 1987 gab es dort eine psychologische Beratungsstelle (später biff-harburg), 1993 dann wurde das Frauenkulturhaus noch um einen Mädchentreff erweitert. Ab 2004 wurde das Frauenkulturhaus vom Bezirk Harburg finanziert und konnte so 2010 sein 25-jähriges Jubiläum feiern (lediglich das angeschlossene Café musste schließen). Die biffs Eimsbüttel und Altona vereinten sich nach den Kürzungen zu einer Beratungsstelle, außerdem gibt es weiterhin die Beratungsstelle in Winterhude.
Auch INCI e. V., eine Beratungsstelle für Frauen mit Migrationshintergrund in dem sehr stark durch Migration geprägten Stadtteil von Hamburg-Altona/Ottensen, war von den Kürzungen betroffen, konnte aber ihr Angebot aufrechterhalten. INCI verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung in der Bildungs- und Beratungsarbeit mit dem Schwerpunkt Deutsch- und Alphabetisierungskurse, die vom Sprachverband und der Hamburger Schulbehörde finanziert wurden und die seit 2005 als Integrationskurse vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert wurden. Wichtig war ihnen insbesondere, dass ihr Angebot von jungen Müttern in Anspruch genommen werden kann. In diesem Zusammenhang erhielt INCI für das Projekt „Mutter-Kind-Sprachförderung” im Jahr 2004 den Hauptpreis der Körber-Stiftung, die „Hamburger Tulpe”.
Amnesty for Women Städtegruppe Hamburg e.V. ist eine eigenständige, gemeinnützige Menschenrechtsorganisation. Der Verein besteht seit 1986 als Nichtregierungsorganisation (NGO) und setzt sich seitdem konsequent für die Rechte von Migrantinnen ein. Auch ihnen wurde 2002 die Hälfte der institutionellen Förderung gestrichen.
Andere langjährige internationale und interkulturelle Fraueneinrichtungen für Frauen mit Migrationshintergrund – wie Verikom oder IKB – mussten aufgrund der finanziellen staatlichen Kürzungen ihr Angebot verändern. Ein Großteil der Sprach- und Integrationskurse wurde nun auch offen für Männer.
Die Frauenhäuser wurden von den Kürzungswellen 2002/2004 besonders hart getroffen. Durch massive und anhaltende Proteste und durch die Fusion des 1. und 3. Hamburger Frauenhauses gelang es, 31 der 44 gefährdeten Plätze zu retten. Ein neues, größeres Haus konnte bezogen und die Angebotspalette für Frauen mit Söhnen über 14 Jahren erweitert werden. Dennoch mussten 240.000 € eingespart werden. Das 2. Problem, das sich den Frauenhäusern stellte, war, dass sie auf Anweisung der Behörde für Soziales und Familie ab 2004 ausländische Frauen mit Duldungsstatus nicht mehr aufnehmen sollten. Im Falle der Gefährdung sollten diese zukünftig an eine andere Unterkunft verwiesen werden, deren Adresse jedoch nicht geheim ist. „Die Behörden geben offen zu, dass die Anonymität eines Frauenhauses ihren Kontrollmöglichkeiten entgegensteht. Der Senat begründet die Pläne damit, dass die Behörden bei Ausländerinnen mit Duldung sonst nicht wissen, wo die Frauen wohnen. Frauenhausmitarbeiterinnen sehen den Grund für den zukünftigen Ausschluss ausländischer Frauen mit Duldungsstatus in Umfinanzierungsvorhaben des Hamburger Senats. Der Etat der Frauenhäuser soll um rund 250.000 Euro gekürzt werden und stattdessen dem Gewaltschutzgesetz zufließen.“[11] 2010 schrieben die Hamburger Frauenhäuser über ihre Situation: „Gewalt gegen Frauen ist die meist verbreitete Form der Menschenrechtsverletzung unserer Zeit. […] Im Jahr 2009 suchten in Hamburg 853 Frauen und 655 Kinder Schutz in einem der autonomen Frauenhäuser. […] Um gewaltbetroffenen Frauen und deren Kindern den uneingeschränkten Zugang zu einem Frauenhaus zu gewährleisten sind die autonomen Frauenhäuser im Rahmen eines rotierenden Notaufnahmesystems 24 Std. täglich erreichbar. Zu dieser Arbeit gehört auch die Notfallversorgung der Betroffenen mit Essen, Kleidung, Hygieneartikeln etc. Hierfür stehen keine finanzielle Mittel mehr zur Verfügung. Seit 2004 soll zudem der Aufenthalt im Frauenhaus auf die kürzest mögliche Dauer beschränkt sein und in der Regel 3 Monate nicht überschreiten. Für die meisten Frauen ist es nicht möglich diese Frist einzuhalten. Außerdem werden seit 2005 die bis 31.12.2004 verbliebenen Psychologinnenstellen nicht mehr finanziert/bzw. gestrichen.de.“[12]
Unter dem Motto „Gegen den Strom – mit der Zeit“ feierten die Frauen von Intervention e.V. 2007 ihr 25-jähriges Jubiläum. Entstanden aus einem schwul-lesbischen Beratungsprojekt ist Intervention seit 1993 Treffpunkt und politische Interessensvertretung für Lesben in Hamburg und immer wieder von staatlichen finanziellen Kürzungen betroffen und von Schließungen bedroht – so musste nach den finanziellen Kürzungen 2002 der Lesben/Frauen-Treff schließen, dem JungLesbenZentrum werden die Mittel um rund 40 % gekürzt. Die Vereinsarbeit wird von den „Interventionistas“ „ehrenamtlich“ und selbstorganisiert durchgeführt und ist v. a. aus Spenden finanziert.
Auch der 1983 gegründete Verein Dolle Deerns e.V., der sich der feministischen Mädchenarbeit widmet und Mädchentreffs betreibt, sowie die MädchenOase, ein Umwelt- und Erlebnisprojekt für Mädchen und junge Frauen, waren von Kürzungen betroffen. Heute wird die Arbeit der Mädchentreffs und der Mädchenoase zum großen Teil durch die Bezirksjugendpläne und den Landesjugendplan der Freien und Hansestadt Hamburg gefördert.
Im Jahre 2004 strich die Kulturbehörde jegliche Förderung für die Zielgruppe „Frauen“ [siehe auch Eintrag zu Susanne Kandler]. So hieß es im Haushaltsplan der Stadt Hamburg aus dem Jahre 2005/2006: „Die Subventionierung des Bereichs Frauenkultur ist neu organisiert worden. Die Förderung von Frauenkulturprojekten findet nur noch im Rahmen der üblichen Mittelvergabe nach Kultursparten statt.“[13]
Drei Jahre zuvor, im Jahre 2001, hatte die damalige Kultursenatorin Dana Horáková die institutionellen Fördermittel für das Frauenmusikzentrum in Ottensen in Höhe von 67 000 Euro gestrichen und gefährdete damit ein Projekt im Volumen von 400 000 Euro, das im darauf folgenden Jahr zu zwei Dritteln aus Bundesmitteln finanziert werden sollte. Die Macherinnen gaben nicht auf: Protestaktionen und Benefizkonzerte wurden organisiert. Ein Förderverein entstand. Es gelang dem Frauenmusikzentrum, zukünftig durch die Vereinsbeiträge der Mitfrauen und des Fördervereins die Miete sowie die Instandhaltung der Instrumente und Geräte zu decken. Für Programm und Projekte mussten fortan ständig neue Gelder aufgetrieben werden: „,Ich schreibe ständig Konzepte, um sie etwa bei Stiftungen einzureichen’, erklärt Steph Klinkenborg, Pressereferentin, Organisatorin und Geschäftsführerin, Mutterfigur und Mädchen für alles – und […] vor allem eins: Mittelbeschafferin. […] ,Da Gelder vom Land zwar für Projekte, nicht aber kontinuierlich fließen, heißt es, die Mittel eben auch auf Bundes- und Europaebene zusammenzukratzen. Ein Kraftakt.’“[14]
Auch dem anderen langjährigen Frauenkulturprojekt in Hamburg – Bildwechsel – wurden 2003 die institutionellen Fördermittel halbiert und 2004 ganz eingestellt. Bildwechsel finanziert sich nunmehr selbst, alle Arbeit wird „ehrenamtlich“ geleistet, für einzelne Projekte werden staatliche Fördergelder beantragt. „bildwechsel versteht sich als ort und als experimentierfeld und es ist mehr als die räume. […] bildwechsel steht […] in der tradition selbst organisierter politischer medienprojekte. in hamburg 1979 gegründet als frauenmedienladen, existiert bildwechsel heute als engagiertes künstlerinnennetzwerk. neben dem archivsitz in hamburg gibt es eigenständige bildwechsel-bases in berlin, basel, glasgow, warschau und chicago. […] durch die bibliothek und die sammlungen ist bildwechsel seit drei jahrzehnten von hamburg aus anlass und initiative für zusammenarbeiten, präsentationen und internationalen künstlerischen austausch.“[15]
Auch bei der Behörde für Bildung und Sport wurde der Frauentitel in Höhe von 716.000 Euro zum 30.6.2004 gestrichen. Betroffen waren vier Einrichtungen: E.F.A. (Erwerbslose Frauen in Altona), Frau und Arbeit e.V., Frauenbildungszentrum DenkTräume, alle damals bereits seit über 20 Jahre tätig, sowie FLAKS, ein Zentrum für Frauen im sozial benachteiligten Stadtteil Altona-Nord.
EFA konnte wegen der finanziellen Kürzungen von staatlicher Seite ihre Arbeit nicht mehr weiterführen und musste 2004 schließen. Ein Jahr zuvor, im Mai 2003, hieß es noch in ihrer Jubiläumsschrift zu ihrem 20-jährigen Bestehen: „Die Nachfrage nach unserem Angebot ist seit 20 Jahren ungebrochen. Wir arbeiten weiter. Engagiert und voller Zuversicht. Mit Blick auf die unterschiedlichen Lebenssituationen von Frauen und Männern, ganz im Sinne des Gender Mainstreamings.“
„Frau und Arbeit e.V.“ machte in reduzierter Form weiter. Die Beratungsstelle richtet ihr aktuelles Angebot im Wesentlichen an (Existenz)Gründerinnen und wird teilweise über staatliche und privatwirtschaftliche Programme subventioniert.
1995 war aus einem breiten Bündnis von Anwohnerinnen, Behörden, Parteifrauen und sozialen Einrichtungen heraus die Idee und das Konzept eines Frauenzentrums für Altona entstanden: FLAKS.:4543}} 1999 setzte sich ein Trägerinnenverbund aus biff, Frauenperspektiven e.V., BAFF e.V./Koala, Dolle Deerns e.V., Notruf für vergewaltigte Frauen, {{Bio: Kemenate und E.F.A. (Erwerbslose Frauen in Altona) mangels bestehender Räume für einen Neubau ein. Nach einem langen und mühsamen Weg war schließlich 2003 die Finanzierung gesichert und Baubeginn am Alsenplatz. 2004 drohte dann mitten in den Bauarbeiten das Aus (der gesamte Frauentitel der Schulbehörde, wo u. a. auch FLAKS angesiedelt ist, wurde gestrichen). Nach weiteren Kämpfen, zähen Verhandlungen und dank des guten Willens vieler Beteiligter war es dann am 8. März 2005 so weit: Das Frauenzentrum wurde eröffnet und das umfangreiche Beratungs-, Bildungs- und Beschäftigungsangebot sofort breit angenommen. 2008 wurde FLAKS zum Mehrgenerationenhaus und zählte 2010 bundesweit zu den besten im Bereich Vernetzung und Kooperation, es wurde jährlich von 16.000 Anwohnerinnen und Anwohnern (im Jahr 2009) genutzt. FLAKS wird gefördert durch die Freie und Hansestadt Hamburg – die Behörde für Soziales, Familie und Verbraucherschutz, das Bezirksamt Altona, die Behörde für Wirtschaft und Arbeit, die team.arbeit hamburg –, durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den Europäischen Sozialfonds. Die SAGA GWG Altona waren 2009 Schirmherrinnen des Mehrgenerationenhauses FLAKS.[16]
DenkTräume wurde 1983 von 11 Frauen, die in der Erwachsenenbildung tätig waren, gegründet. In den Hochzeiten arbeiteten bis zu 8 Frauen (Teilzeit) bezahlt im Frauenbildungszentrum, das halbjährlich erscheinende Programmheft umfasste über 60 Seiten. Das Angebot war vielfältig: Fast alle renommierten Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen zu Frauen- und Geschlechterfragen hielten Vorträge, viele Autorinnen stellten ihre Bücher vor. DenkTräume führte die ersten Gebärdensprachkurse für Frauen durch und organisierte das erste „Frauennetzwerk zu Gender Mainstreaming“ in Hamburg. Aber auch das Frauenbildungszentrum wurde Opfer der Kürzungen im Frauen- und Sozialbereich, 2002 wurden die Mittel um 40 % gekürzt, 2004 wurden sie völlig gestrichen. Dank zahlreicher Proteste auf der einen und vielseitiger Unterstützung auf der anderen Seite wurde zwar nicht das Frauenbildungszentrum, wohl aber die Bibliothek (Bestand: ca. 15.000 Bände) und das Archiv (Bestand: ca. 120.000 Presseausschnitte, beendet 2005) gerettet. Nachdem schon 2003 der Bibliotheksverbund „hamburger frauenbibliothek“ gegründet worden war (ein Zusammenschluss der Bibliotheken von DenkTräume, des Landesfrauenrats Hamburg e.V. und der Ko-Stelle Frauenstudien/Frauenforschung), übernahm der Landesfrauenrat Hamburg e. V. ab 2005 die Trägerschaft der „hamburger frauenbibliothek“ in Kooperation mit DENKtRÄUME. Das Team DENKtRÄUME organisiert bis heute weiterhin ehrenamtlich ein Programm, das wieder mit zahlreichen Lesungen und Informationsveranstaltungen die Räume füllt. Für einzelne Veranstaltungen/Projekte erhält DenkTräume finanzielle Projektförderung, u. a. von der Hamburger Landeszentrale für politische Bildung
An der Universität Hamburg hatte sich 1984 die Ko-Stelle (Hochschulübergreifende Koordinationsstelle für Frauenstudien und Frauenforschung – später wurde der Name durch Gender und Queer Studies ergänzt) gegründet. Viele Impulse gingen von der Ko-Stelle aus: Von 2001‒2006 war die Ko-Stelle an Konzept und Durchführung der „Gender Studies“ mitbeteiligt, die aber dann eingefroren wurden. Auch die „Frauenstudien“ gingen aus diesem Verbund hervor. Legendär war das semesterlich erscheinende Frauenvorlesungsverzeichnis (später „Egalia“), das in Druckform alle Hochschul- und außeruniversitäre Veranstaltungen und Zusammenhänge veröffentlichte.
Nachdem 2009 die Förderung der Frauenstudien endete, schlossen sich ehemalige Absolventinnen zum gemeinnützigen Verein „Freundinnen und FörderInnen der FRAUENSTUDIEN“ zusammen. Der Verein unterstützte und förderte die fortan autonom vom Verein Frauenstudien e. V. organisierten FRAUENSTUDIEN.
Im Jahre 2000 hatte die Initiative, „Women´s and Gender Studies“ als Studiengang an der Universität Hamburg einzurichten, Erfolg in der Behörde für Wissenschaft und Forschung. Koordinatorin war die Gemeinsame Kommission für Frauenforschung, Frauen- und Geschlechterstudien, Gender und Queer Studies (GK). Die Stelle einer Planerin und Koordinatorin wurde (befristet auf 6 Jahre) eingerichtet, aus Sondermitteln ein Lehrauftrags-Pool für Lehrveranstaltungen finanziert. Ab dem Wintersemester 2003/04 konnten die Gender & Queer Studies als Magister- und Diplomnebenfach belegt werden. Die GK bestand zeitweise aus bis zu 10 Professorinnen und Professoren, die eigens für das Studienprogramm Gender & Queer Studies als so genannte Genderprofessor_innen nach Hamburg berufen worden waren und deren Lehre anteilig in die Studiengänge einfloss. In ca. 20 Fachgebieten der Hochschulen wurden Lehrveranstaltungen zu Frauen- und Genderthemen angeboten, die zu jedem Semester in einem umfangreichen Frauen-Vorlesungsverzeichnis zusammengefasst wurden. Auch ein Masterstudiengang an der damaligen Hochschule für Wirtschaft und Politik – „Gender und Arbeit“ – wurde erfolgreich akkreditiert. Doch durch die Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge ab 2005 konnte sich die hochschulübergreifende und interdisziplinäre Ausrichtung der Gender & Queer Studies nicht weiter verstetigen. Die Lehrangebote wurden zurückgefahren, die Lehrenden hatten immer weniger Kapazität zur Verfügung, die Stelle der Koordinatorin wurde nicht verlängert: Im Frühjahr 2008 wurde der Masterstudiengang Gender und Arbeit endgültig eingestellt.
Das Women Career Center – von 2001–2006 ein Modellprojekt der Universität Hamburg, mit Seminaren, Veranstaltungsreihen, Coaching und Info-Pool – wurde nicht weitergeführt und in das heutige „Career Center“ überführt. Ebenso ist das „Women’s Competence Center“ der Technischen Universität Harburg aufgegangen in den „Career Service“.
Mit der Umsetzung von Gleichstellungskonzepten an der Hochschule wurden Frauenförderprogramme eher geschwächt. Maßnahmen, die „nur“ Frauen zugutekommen, galten zunehmend als politisch nicht korrekt. So fanden auch im Bereich der studentischen Selbstverwaltung einschneidende Veränderungen statt. „Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der von den Jusos gestellte ASTA das vor 31 Jahren gegründete teilautonome Frauenreferat an der Hamburger Universität abgeschafft. Deren Internetseite wurde von der Homepage des ASTA gelöscht, die Referentinnen entlassen, die Finanzen gestrichen, der Schlüssel einbehalten und die Sofas aus dem Frauenraum entfernt.“[17]
Der FrauenRat bzw. FrauenLesbenRat, der aus feministischen Kämpfen der 1970-er und 1980-er Jahre hervorgegangen war und einen „geschützten“ Raum bieten wollte, in dem Frauen und Lesben gleichberechtigt – ohne männliches Dominanzverhalten – agieren können, wurde abgeschafft und stattdessen eine Gleichstellungsbeauftragte eingesetzt. Der AStA vergab fortan die Ämter und entschied über Finanzfragen. Die Gleichstellungsbeauftragte teilte dem Hamburger Abendblatt in einem Interview mit: „‚Das Frauenreferat war für mich nie ein offener Ort.’ Männer und politisch andersdenkende Frauen seien dort [im FrauenLesbenRat] nicht akzeptiert worden. Während Gegner diese Maßnahme als Verlust der Autonomie der Frauenbewegung sehen, bezeichnen die gewählten Studierendenvertreter die Kritik [an der Auflösung des FrauenLebsbenRates] als ‚unzeitgemäß’ oder gar ‚reaktionär’, also als konservative Haltung des politisch linken Flügels.“[18] In der taz wurde die Uni-Gleichstellungsbeauftragte zitiert: „Ich finde es gut, wenn Frauenangelegenheiten nicht mehr unter dem Aspekt der Minderheiten wahrgenommen werden.“[19]
Auch die seit Jahren durchgeführte jährliche Frauenhochschulwoche spiegelt diesen Wandel. Nach Meinung der taz-hamburg bot die 2008 durchgeführte Frauenhochschulwoche keine „feministische Erkenntnistheorien […]. Sie befasst sich mit individueller Karriereplanung und Fragen der Geschlechtergerechtigkeit. […] Die Frauenhochschulwoche verabschiedet sich somit diese Woche von ihren feministischen Ursprüngen. Sie bricht auf in die neue Zeit des Gender Mainstreaming."[20] Hingegen wurden im Juli 2010 „Männertage“ veranstaltet, um „das Thema der Gleichstellung nicht immer nur einseitig zu betrachten“, die mit dem gemeinschaftlichen Public Viewing der Viertelfinalspiele der Fußball-WM abschlossen.[21]

Untergegangene bzw. verkleinerte (kommerzielle) Unternehmen der Frauenbewegungsszene
„Für viele Frauen, gerade auch die älteren, war die Frauenkneipe in der Stresemannstraße 60 ein Stück weit Wohnzimmer und Geschichte.“[22] Nach kurzer Schließung der Frauenkneipe 2004 mangels ausreichenden Umsatzes wurde sie noch mal als "tochtergesellschaft" wiedereröffnet, mit verändertem Konzept, nun auch – zumindest freitags – offen für alle Geschlechter. Doch trotz allen Engagements waren die Schulden der Kneipe nicht mehr zu bewältigen. 2007 gab es dann das endgültige Aus, nachdem am 13.1.2007 noch der 30. Geburtstag gefeiert worden war.
Auch die letzten Inhaberinnen des Frauenbuchladens hatten wegen finanzieller Schwierigkeiten Sortiment und Konzept den neuen Zeiten und dem neuen Markt angepasst (so gab es zeitweise im gemütlichen Caféraum auch Sextoys und dekorative Accessoires – selbst Männer waren in der Schlussphase zugelassen), aber dennoch war auch für sie das Aus nicht mehr abzuwenden „Persönliche Gründe, aber auch mangelnder Umsatz hätten sie zu diesem Schritt bewogen. […] ‚Uns scheint der Frauenbuchladen ein kleiner Dinosaurier zu sein, der sich jetzt mit Würde verabschieden möchte.’ Obwohl sich der Laden ‚etabliert’ habe. […] Das Überleben kleinerer Buchhandlungen sei durch die zunehmende Bildung von Buchkaufhäusern immer schwerer geworden […]. Und auch die ‚repressive Kürzungspolitik’ des CDU-Senats gegen Frauenprojekte habe ihnen zugesetzt, denn durch den Kahlschlag fielen Kundinnen und Kooperationspartner weg.“[23]
Die 1999 von zwei gelernten Tischlerinnen gegründete HandwerkerInnen-Agentur Perle vermittelte in ihren Hochzeiten rund 80 Handwerkerinnen, in allen denkbaren Gewerken – von der Klempnerin bis zur Geigenbauerin. Doch das Geschäftsmodell trug nicht. So verkleinerte sich die Agentur zu einem Einfrau-Betrieb, immer noch mit dem Schwerpunkt „Frauen im Handwerk“ – aber inzwischen werden auch Männer vermittelt.
Erfolgreiche Frauenbetriebe
Anders als die Frauenkneipe konnte das Frauencafé endlich (Dragonerstall 11) sich nicht nur behaupten, sondern sogar expandieren, so kam noch das angeschlossene Hotel Hanseatin dazu. Die Inhaberinnen Karin Wilsdorf und Linda Schlüter hatten sich nie nur als Gastronominnen verstanden, sondern waren immer auch frauenpolitisch und -kulturell engagiert. Sie organisierten Lesungen, Ausstellungen und Konzerte für Frauen von Frauen, sie hoben den Hamburger Unternehmerinnentag mit aus der Taufe und veranstalteten den deutschlandweit ältesten und bekanntesten Frauenball, 2010 schon zum 25. Mal.
Pfiffigunde/Frauto e.V. in Altona, eine Auto-, Motorrad- & Metallselbsthilfe für Frauen, war „Brutstätte“ der 1999 gegründeten AutoDiva – Hamburgs einziger Frauenwerkstatt (seit 2009 geschlossen) – und auch der Hamburger Frauenfahrschule („... wo Frauen abfahren“), die ab 2001 eine von bundesweit drei Fahrschulen von und für Frauen betrieben. Für Fahrradfahrerinnen gibt es seit 1988 die Frauen-Fahrrad-Selbsthilfe Schraubstelle in der Glashüttenstraße.
Alchemilla e.V., eine selbstverwaltete Heilpraktikerinnen-Schule mit ganzheitlichem und feministischem Ansatz, existiert seit 1986, und die Schülerinnen bestehen seither mit höchster Erfolgsquote die amtsärztliche Prüfung.

Frauenprojekte und -einrichtungen, die keine finanziellen Kürzungen erfuhren, und Neugründungen
Neben den hier im folgenden vorzustellenden Frauenprojekten waren auch andere Projekte nicht von Kürzungen betroffen:
Die NOTRUF-Beratungsstelle setzte schon lange auf andere Finanzierungsmöglichkeiten: „NOTRUF gründete 1991 in Anbetracht knapper werdender öffentlicher Kassen einen Förderverein, um Frauen und Mädchen unabhängig von möglichen Kürzungen der Fördermittel weiterhin fachlich kompetente Hilfe gewährleisten zu können. Angesichts erheblich angestiegener und weiter wachsender Beratungsanfragen konnte so seit sechs Jahren eine der insgesamt vier Stellen im NOTRUF mithilfe des Fördervereins finanziert werden. […] Viele Hamburger Stiftungen, Firmen und Privatpersonen sowie das Hamburger Spendenparlament haben der NOTRUF- Beratungsstelle geholfen, ihre Angebote für betroffene Frauen und Mädchen in Hamburg zu sichern und fachlich fortzuentwickeln. Außerdem haben zahlreiche prominente Hamburgerinnen und Hamburger die Arbeit des NOTRUFs mit ihrem guten Namen unterstützt. Neben der Beratungsarbeit gehört die Öffentlichkeitsarbeit zum Konzept des NOTRUFs für vergewaltigte Frauen und Mädchen e. V. […] Denn sexualisierte Gewalt ist auch ein gesellschaftliches Problem.“[24]
Mit ihrer hervorragenden Öffentlichkeitsarbeit durch Lesungen mit Schauspieler_innen und Autor_innen, Benefizshows, Theateraufführungen, Radiospots, Plakatkampagnen etc. gelang es den Notruf-Frauen, das Thema „Gewalt gegen Frauen“ sichtbar zu machen.
Das Angebot von Kemenate – Frauen Wohnen e.V. (gegr. 1988) richtet sich an Frauen, die ohne den Schutz der eigenen Wohnung leben müssen – auf der Straße, in Notunterkünften, in Billighotels und Pensionen leben, bei Freundinnen und Freunden, Bekannten oder Familienangehörigen notdürftig unterkommen, Zwangspartnerschaften eingehen – und die bestehenden Tagesaufenthaltsstätten nicht aufsuchen. Die Mitarbeiterinnen unterstützen bei der Suche einer Notunterkunft/Wohnung, bei Alltagsproblemen, außerdem gibt es regelmäßig eine ärztliche und eine psychiatrische Sprechstunde, eine Frisörin, eine Fußpflegerin und einiges mehr. Kemenate hat dazu die Trägerschaft für das Winternotprogramm für Frauen. Anfänglich aus dem Innovationsfond für Modellprojekte des Senatsamtes für die Gleichstellung finanziert, ist der Tagestreff seit Langem fest etabliert und wird von der Behörde für Soziales und Gesundheit (BSG) gefördert. Kemenate erfuhr keine finanzielle Kürzung.
Neu gegründete Frauenprojekte
Die Stadt Hamburg förderte im ersten Milleniumsjahrzehnt auch neue Einrichtungen zum Thema „Gewalt gegen Frauen und Mädchen“ bzw. stockte schon bestehende Projekte finanziell auf. 1999 wurde ein „Runder Tisch gegen häusliche Männergewalt“ gegründet (initiiert durch die „Opferhilfe“), der erstmals die verschiedensten zu diesem Themenbereich arbeitenden Organisationen zusammenbrachte und in einen fruchtbaren Dialog treten ließ. 2002 trat das Gewaltschutzgesetz in Kraft, das umfangreiche Veränderungen zum Schutz der von Gewalt Betroffenen vorsieht. Es stellte sich die Frage, wie dieses Gesetz in Hamburg umgesetzt wird. Die Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz plante daraufhin eine sog. Interventionsstelle. Groß war die Enttäuschung, als bei der Vergabe nicht ein Frauenverbund, der zu diesem Anlass gegründet worden war und aus langjährig in diesem Bereich tätigen Einrichtungen und Expertinnen bestand, sondern der Verein „Sozialarbeit und Segeln“ den Zuschlag erhielt – insbesondere, da parallel dazu die Frauenhäuser, die Beratungsstellen für Frauen und weitere Sozialeinrichtungen aus diesem Bereich umfangreiche Kürzungen erleiden mussten. Die Beratungsstelle für Opfer häuslicher Gewalt nahm am 1. November 2003 ihre Arbeit auf und war zunächst als zweijähriges Modellprojekt angelegt. Die Einrichtung verfolgte das Ziel, „durch Intervention und Beratung sowie durch rationelle Abstimmung mit anderen Institutionen zu einem effizienten Schutz der (zumeist weiblichen) Opfer häuslicher Gewalt zu gelangen. Mittel- und langfristig soll die Wohnungssicherung für das Opfer realisiert und Hilfestellung zur Ermöglichung eines gewaltfreien Lebens gegeben werden.“[25]
Im Mai 2007 eröffnete verikom (Verbund für interkulturelle Kommunikation und Bildung e.V.) die Beratungsstelle i.bera, eine interkulturelle Beratungsstelle für Opfer von häuslicher Gewalt und Zwangsheirat. Ebenfalls 2007 gründete sich LÂLE , ein neues Beratungsangebot der Interkulturellen Begegnungsstätte in St. Pauli. „Die Beratung findet durch mobile BeraterInnen auch in anderen Hamburger Stadtteilen statt. Diese arbeiten nach einem interkulturellen und mehrsprachigen Konzept, das sich hauptsächlich an MigrantInnen richtet, die von häuslicher Gewalt und/oder Zwangsheirat betroffen sind.“ Beide Träger bieten kostenlose und anonyme Einzelfallberatung, Paar- und Familienberatung an und führen Workshops an Schulen und Selbststärkungskurse durch.[26] LÂLE und i.bera waren bei der Gründung mit je einer Mitarbeiterin gestartet und schnell überlastet. 2008 erregte die Ermordung der 16-jährigen Morsal O. bundesweit Aufsehen und fachte die Diskussion um den Schutz von Mädchen vor Zwangsheiraten und sogenannten Ehrenmorden an. Unter diesem öffentlichen Druck stockte die Behörde die Förderung für die beiden Beratungsstellen für die Jahre 2009/2010 mit insgesamt 215.000 Euro jährlich um rund 140 Prozent im Vergleich zu 2008 auf.
2010 wurde die erste anonyme Schutzeinrichtung für akut bedrohte Mädchen und junge Frauen, die von interkulturellen Familienkonflikten (z. B. Zwangsheirat) bedroht sind, eröffnet. In der Unterbringung, die den Namen Zuflucht trägt, finden bis zu sechs Betroffene im Alter zwischen 14 und 21 Jahren sofortigen Schutz und werden im Rahmen einer kurzfristig angelegten anonymen Unterbringung von maximal acht Wochen begleitet. Betrieben wird „Zuflucht“ vom Hamburger Jugendhilfeträger „basis & woge e. V.“ Über die Jugendämter und den Kinder- und Jugendnotdienst können die interkulturell erfahrenen Pädagoginnen gefährdete Mädchen und junge Frauen rund um die Uhr aufnehmen. Die Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz finanziert die „Zuflucht“ durch Zuwendungen.[27]
Auch zum Thema „Sexuelle Dienstleistungen“ kam es im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts zu einem Runden Tisch für die in diesem Bereich tätigen Akteurinnen und Akteure. Wie im damaligen Koalitionsvertrag zwischen CDU und GAL vorgesehen, tauschten sich die Beteiligten über das Prostitutionsgesetz, Ausstiegshilfen und Rahmenbedingungen aus. Unter Koordination der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz waren beim Runden Tisch „Sexuelle Dienstleistungen“ neben anderen Fachbehörden (u. a. Justizbehörde und Behörde für Inneres) und verschiedenen Bezirken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Café Sperrgebiet (Diakonisches Werk), von ragazza e. V, Amnesty for Women, TAMPEP/INDOORS, team.arbeit.hamburg, Ratschlag Prostitution, Koofra e. V. (Koordinierungsstelle gegen Frauenhandel), der Kaffeeklappe (Diakonisches Werk), Basis-Projekt e. V., der Agentur für Arbeit und des Grone Netzwerks Hamburg vertreten.
In der hamburger frauenbibliothek schlossen sich 2003 die drei großen Hamburger Frauenbibliotheken (DenkTräume, Landesfrauenrat Hamburg und hochschulübergreifende Koordinationsstelle Frauenstudien-Frauenforschung) zusammen, mit dem Ziel, einerseits Nutzung, Recherche und Forschung zu erleichtern, andererseits aber auch, um deutlich zu machen, welch vielfältiges und umfangreiches FrauenWissen in Hamburg zusammengetragen wurde: von wahrhaft historischen Buchschätzen über wissenschaftliche Fachliteratur aus den verschiedensten Disziplinen (und v. a. auch interdisziplinär) bis zu aktuellen politischen Themen. Nicht zu vergessen der umfangreiche Bestand an Belletristik, darunter so manche Rarität. Vergessenes FrauenWissen überhaupt erst einmal aufzuspüren, im Überlieferungskanon aufzutauchen und sich dabei nicht auf staatliche Archive zu verlassen, sondern darüber hinaus als zentrales Anliegen die Definitionsmacht darüber zu haben, was relevant ist und was nicht – also die Bewertungsdiskussion selbst zu führen –, Gesammeltes öffentlich und damit wieder nutzbar zu machen: All dies waren Motive für die Gründung der drei beteiligten Bibliotheken, in den 1960er Jahren die eine, in den 1980er Jahren die anderen. Auch die hamburger frauenbibliothek hat – trotz der kurzen Zeit – schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich. 2003 gegründet und feierlich eingeweiht, schien sie schon 2004 am Ende zu sein: Einer der Kooperationspartnerinnen, dem Frauenbildungszentrum DenkTräume, wurde, nach über 20-jähriger Geschichte und langjähriger Förderung, die finanzielle Unterstützung durch die Stadt Hamburg endgültig gestrichen. Das schien das AUS für die hamburger frauenbibliothek zu bedeuten, da Räume, Personalkosten und Bibliotheksbetrieb nicht allein von Spenden und Einnahmen zu finanzieren gewesen wären. Nach vielen Protesten, aus Hamburg und dem In- und Ausland, nach vielen Gesprächen und Verhandlungen wurde eine Lösung gefunden: Der Landesfrauenrat Hamburg e.V. übernahm die Trägerschaft der hamburger frauenbibliothek und die Kosten für Miete und Personalkosten (finanziell unterstützt durch die Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz), DenkTräume alle anderen Kosten , sodass die Bibliothek – wenn auch in reduzierter Form – weitergeführt werden kann.[28]
filia.die frauenstiftung sichert und unterstützt seit 2001 Frauenprojekte und Organisationen, deren Aktivitäten auf einen nachhaltigen strukturellen Wandel der Gesellschaft zugunsten von Frauen und Mädchen zielen. Zunächst von 9 Stifterinnen gegründet, wird filia seit August 2010 von 43 Stifterinnen getragen, die durch ihre Zustiftung das Kapital der Stiftung erhöhen. Sie hat ihren Sitz in Hamburg. „filia will gesellschaftlichen Wandel zugunsten von Frauen und Mädchen befördern. filia unterstützt die Aktivitäten von Frauengruppen in Mittel- und Osteuropa und in Deutschland. Außerdem können länderübergreifende, internationale Frauennetzwerke und Konferenzen Unterstützung bei filia finden. Besonders verpflichtet sind wir Frauen und Mädchen, die Mehrfachdiskriminierung ausgesetzt sind.“ 2009 wurden insgesamt 52 Projekte in Höhe von 318.147 € gefördert. In Hamburg wird beispielsweise zugunsten der Hamburger Frauenhäuser ein seit 2008 jährlich durchgeführter Benefizlauf „Laufend gegen Gewalt“ rund um die Alster gefördert. Ebenso für die Hamburger Frauenhäuser ist die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, die gemeinsam mit dem Landesinnungsverband des Bäckerhandwerks Hamburg veranstaltet wird. 2008 beteiligten sich z. B. 158 Hamburger Bäckerfilialen, es wurden 160.00 Brötchentüten mit Informationen über Beratungsangebote und der Notrufnummer verteilt.[29]
Die neuen Jahre des 2. Jahrtausends waren auch eine Zeit der persönlichen „Landsicherung“: Viele Frauen-/Lesbenwohnprojekte wurden gegründet, teils als Eigentumswohnungen, teils im Rahmen einer Genossenschaft, manche gefördert im Rahmen des sozialen Wohnungsneubaus. Den Frauen ging es darum, alternative Wohn- und Lebensformen (auch im Alter) zu entwickeln sowie der ansteigenden „Versingelung“ in der Großstadt entgegenzuwirken. Alle Wohnungen sind unter möglichst ökologischen Gesichtspunkten gebaut worden und beinhalten stets Wohnungen unterschiedlicher Größe, meist verbunden mit Gemeinschaftsbereichen. Von der Norm abweichende Wohnkonzepte mussten dabei die Möglichkeit zum Rückbau in Kleinwohnungen gewährleisten. Der Anspruch war die Umsetzung feministischer Planungskonzepte, wie z. B. die Partizipation der Nutzerinnen bei der Planung, die Entscheidung über Wohnungsbelegung durch die Gruppe, vielfältige Wohnungstypen nach individuellen Wünschen, gute Infrastruktur und ÖPNV-Anbindung. Gegründet wurden in dieser Zeit u. a. folgende Projekte: Luzie in Klein-Borstel, ein generationenübergreifendes Frauen/Lesbenwohnprojekt als Teil des gemischten Wohnprojekts GOFI; Arche Nora, eine Initiative von und für Frauen mit bisher 3 Frauenwohnprojekten: an der Zeisewiese in Altona, der Hamburger Hochstraße und in Friedrichsberg (ehem. AK Eilbek); Villa Magdalena K. e.V. (Bernstorffstraße) – ein feministisches Frauen/Lesbenprojekt, hervorgegangen aus einer Hausbesetzung durch sechs (wohnungslose) Frauen aus künstlerischen und handwerklichen Berufen mit dem Ziel: Verbindung von Wohnen und Arbeiten; HausArbeit, Frauen leben zusammen und rosaluxuslilalottaburg e. V., drei Frauenwohnprojekte in Ottensen für allein lebende, allein erziehende Frauen, Mütter und deren Kinder; Olga Rabiata (Ottensen): eine Großwohngemeinschaft auf mehreren Etagen mit 690 m² (mit eigener Kinderetage), einer Wohnung von 110 m², die an den Verein Frauenperspektiven e.V. vermietet ist, sowie einer Kindertagesstätte für 60 Kinder.
Gegen das Vergessen
Im neuen Jahrtausend entstanden vermehrt Einrichtungen, die sich gegen das Vergessen und das Verrinnen des kulturellen Gedächtnisses der Stadt Hamburg einsetzen. Auch die Frauenbewegung braucht Erinnerungsorte und Wissenskontexte, um sich in das kulturelle Gedächtnis der Gesellschaft einzuschreiben und sie gezielt Politik, Öffentlichkeit und nachfolgenden Generationen zur Verfügung zu stellen.
Durch den Garten der Frauen – auf dem Gelände des Friedhofs Ohlsdorf – sollen Frauen, die Hamburgs Geschichte mitgeprägt haben, in bleibender Erinnerung gehalten werden. 1997 schrieben Rita Bake und Brita Reimers das Buch „Stadt der toten Frauen. Frauenportraits und Lebensbilder vom Friedhof Hamburg Ohlsdorf“, in dem 127 Frauen porträtiert werden, die auf eben diesem Friedhof begraben sind. Bei ihren Recherchen stellten sie fest, dass die Nutzungsdauer vieler dieser Grabstellen bedeutender Frauen bereits abgelaufen war und niemand mehr für die Kosten der Verlängerung aufkam. Das bedeutet: Diese Grabstellen werden geräumt und die Grabsteine entsorgt. Da die Leistungen von Männern immer noch oft mehr Beachtung und Würdigung erfahren als die Verdienste von Frauen und deshalb auch das Andenken an männliche Persönlichkeiten – z. B. durch die Benennung von Straßennamen, durch Gedenktafeln und Denkmäler – weitaus vielfältiger gewahrt wird, wird die Möglichkeit des Erinnerns an Frauen besonders erschwert, wenn auch noch deren Grabsteine entsorgt werden. Wenn dies geschieht, dann fallen diese Frauen vollends dem Vergessen anheim. Damit dies nicht geschieht und die Erinnerung wach gehalten wird, holte sich Dr. Rita Bake Mitstreiterinnen in Helga Diercks-Norden und Dr. Silke Urbanski. Rita Bake wandte sich an die Friedhofsverwaltung mit der Idee, einen „Garten der Frauen“ auf dem Ohlsdorfer Friedhof zu errichten. Im September 2000 wurde der gleichnamige Verein gegründet, und neun Monate später konnte der Garten der Frauen eröffnet werden. In diesen Garten der Frauen können nun die Grabsteine von bereits „abgelaufenen“ und nicht „verlängerten“ Grabstellen weiblicher Persönlichkeiten verlegt werden. Für diejenigen Frauen, die einst auf dem Ohlsdorfer Friedhof bestattet und deren Grabstellen aber bereits aufgehoben und die Grabsteine entsorgt wurden, hat der Verein „Garten der Frauen“ eine Erinnerungsspirale hergestellt. Sie besteht auf einzelnen Erinnerungssteinen, die zu einer Spirale, dem Symbol des immer wiederkehrenden Lebens, geformt ist. Außerdem können sich auch Frauen hier bestatten lassen. Mit dem Erwerb einer Grabstelle treten sie als Mäzeninnen für den Erhalt dieser historischen Grabsteine bedeutender Frauen auf.[30] 2001 wurde der Verein freundschaften e. V., Verein zur Erforschung der Geschichte gleichgeschlechtlichen Lebens in Hamburg gegründet. Der Verein machte Veranstaltungen, Stadtrundgänge, Filmreihen, Ausstellungen, insbesondere auch zur Geschichte von Schwulen und Lesben im Nationalsozialismus. Hier sei v. a. auch auf die Anfang 2006 von Bernd Rosenkranz und Ulf Bollmann gegründeten Initiative „Gemeinsam gegen das Vergessen – Stolpersteine für homosexuelle NS-Opfer“ hingewiesen.[31]
Historische Stadtrundgänge zu Frauen und Lesben wurden im „Nuller-Jahrzehnt“ von verschiedenen Seiten angeboten, so gab und gibt es Frauenstadtrundgänge von „Statt-Reisen“, von den DENKtRÄUMErinnen Karin Schönewolf und Reingard Wagner, und auch die Landeszentrale für politische Bildung konnte großen Zulauf mit ihrem Rathausrundgang „Von machtvollen Frauen und weiblichen Körpern“, mit dem historischen Stadtrundgang zur Arbeits- und Lebensweise von Hamburger Frauen im 18. Jahrhundert und vor allem mit den seit dem Jahr 2001 kontinuierlich durchgeführten szenischen Spaziergängen zur Frauengeschichte in Hamburgs Alt- und Neustadt zu den Themen Geschlechterdemokratie und „Von der Permanenz von Kriegen im Großen wie im Kleinen“ u. a. über häusliche Gewalt an Frauen,. Prostitution, Kindesaussetzung und Geschlechterdiskriminierung verbuchen.[32]
Eine andere Form des Gedenkens war die im Juli 2009 von den Initiatorinnen Rita Bake, Sabine Hoffkamp, Verena Lappe und Susanne Hericks zusammen mit dem Landesfrauenrat Hamburg erstellte Gedenktafel für die Hamburger Frauenrechtlerin Lida Gustava Heymann in der Europapassage. An diesem Ort, in der ehemaligen Paulstraße 25, hatte Heymann 1897 das bundesweit erste Frauenzentrum eingerichtet. Die Frauenrechtlerin hat mit jahrzehntelangem Engagement für das aktive und passive Frauenstimmrecht geworben, die Frauen mobilisiert und damit zur politischen Mündigkeit der Frauen beigetragen. „Ihr Vermächtnis ist Mahnung für mehr demokratisches Engagement und mehr Gleichberechtigung“, unterstrich die Vorsitzende des Landesfrauenrates Prof. Dr. h.c. Christa Randzio-Plath.

Frauennetzwerke
Eines der wesentlichen Momente der Hamburger Frauenbewegung des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts – und ihre größte Stärke – war die breite Vernetzung. Standen die späten 1980er und die 1990er Jahre einerseits für eine immer größere Spezialisierung und Professionalisierung und auch Institutionalisierung, andererseits damit aber auch für eine immer größer werdende Separierung der einstmals gemeinsamen Frauenbewegung, so vernetzten sich im neuen Jahrtausend die verschiedenen Einrichtungen, Gruppen, Projekte, Verbände etc. neu, und es wurden vielfältige Formen der Zusammenarbeit entwickelt oder neue Netze geknüpft. So rückten zum Beispiel in diesem Jahrzehnt der Landesfrauenrat Hamburg e. V. – bis dato eher von klassischen Frauenverbänden und traditioneller Frauenlobbypolitik bestimmt – und die autonome Frauen(projekte)szene näher aneinander, organisierten gemeinsame Veranstaltungen, waren in verschiedenen Bündnissen gemeinsam aktiv etc.: So betreiben der Landesfrauenrat Hamburg e. V. und DenkTräume seit 2003 gemeinsam die hamburger frauenbibliothek, zunächst unter der Schirmfrauschaft von DenkTräume, seit 2005 dann unter der Trägerschaft des Landesfrauenrats. Und anlässlich der Kürzungen 2002 und 2004 im Frauen- und Sozialbereich gab es bspw. ein breites Aktionsbündnis aus Landesfrauenrat, pro:fem, Gewerkschaften, Parteien und anderen Gruppen, das durch viele Aktionen auf die Missstände aufmerksam machte, auch die Demonstrationen zum 8. März waren in diesen Jahren groß wie lange nicht zuvor. Das Frauen-Netzwerk „Gender Mainstreaming“ gründete sich anlässlich der erhofften Implementierung von GM in Hamburg, die ersten Frauenmessen/-netzwerktreffen wurden organisiert. Das Frauenmusikzentrum entwickelte sich zu einem Netzwerk, aus dem heraus ein breites Spektrum von Projekten (wie z. B. „ espressiva – das Musikerinnen-festival“, „SISTARS – das bundesweite Mädchenbandcoaching“, „VerStärker Hamburg- Musikaktivistinnen vernetzt!“) entstanden, das „Mädchenspektakel Open Air“ im Altonaer Haus Drei fand dank breiter Vernetzung 2010 schon zum 15. Mal statt. Und FLAKS – das Zentrum für Frauen in Altona – ist ein Musterbeispiel breitester Kooperation, insbesondere auch bezüglich des Mehrgenerationenhauses.
Vor allem aber haben sich neben den schon länger bestehenden Berufs- und Interessenverbänden, wie dem deutschen Ärztinnen- oder Juristinnenbund, viele neue Frauennetzwerke gegründet, die in den verschiedensten Bereichen Empowerment betreiben und mit ihren Anliegen an die Öffentlichkeit treten.
Der entscheidende Vernetzungs(fort)schritt fand dabei im (Inter)Net statt, vor allem auch durch dessen Entwicklung zum web 2.0. So wurde in Anlehnung daran der Begriff „Feminismus 2.0“ geprägt, da viele Aktivitäten nur oder zumindest primär über Mailinglisten, Blogs, Plattformen, soziale Netzwerke etc. stattfanden und darüber ganz andere Möglichkeiten der Vernetzung boten.
Viele der vorgestellten Netzwerke sind auch (mindestens) national vernetzt, im Folgenden werden v. a. jene Netzwerke vorgestellt, die auch regional in Hamburg aktiv tätig sind:
Trotz großer Pluralitäten ist die gemeinsame Linie unter den im Landesfrauenrat Hamburg e.V. (LFR) zusammengeschlossenen ca. 60 Frauenverbänden im letzten Jahrzehnt stärker geworden, der Landesfrauenrat Hamburg e.V. (LFR) ist mehr zusammengewachsen und hat sich gleichzeitig mehr der „autonomen“ Frauenbewegung geöffnet und ist neue Bündnisse eingegangen. Seit 2008 verleiht der LFR einen Frauenpreis: die Hammonia, eine Auszeichnung mit dem Namen der Hamburger Stadtgöttin, um Frauen zu ehren, deren kompetentes und entschiedenes berufliches oder ehrenamtliches oder politisches Engagement Frauen und ihre Gleichstellung fördert. 2008 ging die Hammonia an die Hamburger Kunst- und Kulturhistorikerin Dr. Elisabeth von Dücker, 2009 an Dr. Rita Bake (Historikerin), 2010 an Eva Rühmkorf , die erste Leiterin der Leitstelle Gleichstellung der Frau und Ministerin a. D. Eine neue Tradition gründete der LFR durch die seit 2008 durchgeführte Frauenherbstmahlzeit. Mit zahlreichen Initiativen, Resolutionen, Pressemitteilungen, Veranstaltungen Kongressen, Tagungen etc. greift er aktiv in die frauenpolitische Diskussion Hamburgs ein; so wurden – um nur drei Beispiele zu nennen – 2004 eine Ausstellung im Hamburger Rathaus präsentiert: „55 Jahre Arbeit von Frauen für Frauen“, 2009 die Ostseekonferenz mit Teilnehmerinnen aus verschiedenen Ländern und im November 2010 die Konferenz „Frauen verdienen mehr - zur Frauenarmut in Hamburg“ durchgeführt. Die Themen des LFR im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts waren: Lohnungleichheit; Frauen in Führungspositionen; Mindestlohn/Leichtlohngruppen; Vereinbarkeit von Familie und Beruf; Stadtplanung, wachsende Stadt, Metropole HH; Gesundheit, Prävention; Europa, internationale Solidarität.[33] 2000 zog der Landesfrauenrat in die Grindelallee 43, als unmittelbare Nachbarin von DenkTräume, mit der er seit 2003 eine gemeinsame Bibliothek betreibt. „Neue Schwesternschaft“ nannte das Helga Diercks-Norden, die Ehrenvorsitzende des Landesfrauenrats. Dieser Umzug war ein Neustart , auch eine neue Vernetzung, aber aus Sicht des Landesfrauenrates auch ein Ausdruck von immer geringerer Wertschätzung des Hamburger Senats der Aufklärungs- und Lobbyarbeit von Frauen gegenüber: „1966 gab es durch den Hamburger Senat mit dem Haus Wedell [eine hochherrschaftliche Villa aus dem 19. Jh.] ein würdiges und schönes erstes Zuhause ‒ bis es 1987 in die Bebelallee, 1996 in den Falkenried und 2000 in die jetzigen Räume Grindelallee 43 ging, ein modernes Nomadentum, begründet durch Sparmaßnahmen ‒ nicht unbedingt von Vorteil für die Arbeit und die Erreichbarkeit für Frauen.“[34]
Ein Produkt der autonomen Frauenbewegung ist das Netzwerk Hamburger Frauen- und Mädcheneinrichtungen pro:fem. Es gründete sich am 8. März 2003, dem internationalen Frauentag. Hervorgegangen ist es aus dem seit den 1990er-Jahren regelmäßig tagenden „Frauenprojekte-Treffen“, einem Netzwerk von Einrichtungen aus den Schwerpunkten Arbeit/berufliche Bildung, Bildung, Gesundheit und Sucht, Gewalt Kultur, Lesben, Mädchen, Migrantinnen, Psychosoziale Beratung, Wohnungslosigkeit. Es betreibt v. a. politische Lobbyarbeit für die institutionalisierten und behördlich geförderten Fraueneinrichtungen. Als viele von diesen in den Kürzungswellen 2002/2004 existenziell bedroht waren, engagierte sich pro:fem mit vielen Aktionen, Gesprächen und Bündnissen für deren Überleben. Besonders erfolgreich war pro:fem in Bezug auf FLAKS. pro:fem gab in enger Zusammenarbeit mit der feministischen Wissenschaftlerin Frigga Haug zwei Werkstattberichte zu Problemen aktueller Frauenbewegungen heraus: „Feministisches Dschungelbuch. Expedition durch den Alltag“ und „Auf der Suche nach der vergeudeten Zeit. Überforderung ist Unterforderung“ (hrsg. 2007 und 2009). Außer diesen Veröffentlichungen führte pro:fem zahlreiche Informations- und Diskussionsveranstaltungen und Tagungen zu frauenpolitischen Themen durch, so am 24. September 2010 unter dem Titel: „Frauen-Kräfte bündeln. Denkweisen über Migration und Kultur in Bewegung bringen“.
Die Landesarbeitsgemeinschaft Mädchen – Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenpolitik Hamburg e. V. (auch bei pro:fem engagiert) wurde 2001 gegründet und ist ein Netzwerk von Fachfrauen, Trägern, Einrichtungen und Projekten sowie regionalen Arbeitskreisen und Zusammenschlüssen zur Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen Sie will durch konkrete Lobbyarbeit, regionale Vernetzung, Weiterbildung und die Erarbeitung von Positionen und fachlichen Standards die Belange von Mädchen und jungen Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen verankern und als Forum für eine mädchenpolitische Standortbestimmung dienen.
Viele berufliche Interessengruppen sind im oben beschriebenen Landesfrauenrat Hamburg e. V. organisiert, so der Deutsche Ärztinnenbund, der Deutsche Hausfrauen-Bund, der Deutsche Juristinnenbund:4567}} etc.[35] Außerdem sind viele bundesweite übergreifende Verbände für Frauen in Führungspositionen und Unternehmerinnen auch mit ihren Regionalgruppen in Hamburg im LFR organisiert, so die {{Bio: Business and Professional Women - Germany e.V., die Unternehmerfrauen im Handwerk e. V., der Verband deutscher Unternehmerinnen e. V. oder die Vereinigung für Frauen im Management e. V. FIM.
Frau und Arbeit e.V. vertritt im Bundesland Hamburg die gründerinnenagentur (bga) und sorgt auf verschiedenen Ebenen dafür, dass weibliche Gründungsaspekte wahrgenommen werden. „Die bundesweite gründerinnenagentur ist das erste und einzige deutschlandweite Informations- und Servicezentrum zur unternehmerischen Selbstständigkeit und Unternehmensnachfolge durch Frauen. Es bietet branchenübergreifend Informationen und Beratungsangebote zu allen Phasen der Existenzgründung sowie zur Nachfolge.“[36] Das Hamburger Gründerinnen-Netzwerk hat in Kooperation mit anderen Einrichtungen – wie Handelskammer, Verband Deutscher Unternehmerinnen, Schöne Aussichten u. a. – viele Veranstaltungen und Netzwerktreffen organisiert: Seit 2001 wird im zweijährlichen Rhythmus in der Handelskammer der Hamburger Unternehmerinnentag durchgeführt, mit umfangreichem Veranstaltungs- und Workshop-Programm und v. a mit einer Netzwerkmeile, auf der sich die verschiedenen Hamburger Unternehmerinnen und -verbände präsentieren und in Kontakt kommen. 2009 war sogar die Rede von einem geplanten Frauenwirtschaftszentrum.
Ebenfalls seit Anfang des 21 Jahrhunderts gibt es das Netzwerktreffen EtrifftU („Existenzgründerin trifft Unternehmerin“), 2010 mit dem Special "Frauen in der Kreativwirtschaft". „Zwei Mal im Jahr treffen sich in unserer Handelskammer durchschnittlich 150 engagierte Frauen zum Erfahrungsaustausch [...]. Seilschaften und Netzwerke von Männern gibt es seit ungezählten Jahren. Jeder kennt einen, der dieses oder jenes kann oder weiß. Einer hilft dem anderen. Auch Frauen haben inzwischen die Wichtigkeit von Netzwerken erkannt.“[37] Die erste Hamburger Frauenmesse war die im Jahr 2000 gegründete herbizz. Sie fand im Oktober 2000 mit 3000 Besucherinnen in der Handelskammer statt. Initiiert wurde sie von vier Hamburger Unternehmerinnen. 2006 sollten dann die bisherige Frauenmesse Lübeck und die herbizz-Frauenmesse in Hamburg zusammengelegt werden, um das Angebot für Ausstellerinnen und Besucherinnen zu vergrößern. Daraus entstand Frauen im Blick, eine „Netzwerkmeile“, erstmals durchgeführt zum Internationalen Frauentag 2006. „Durch und durch weiblich war es im sonst eher männlich dominierten Börsensaal der Handelskammer. Die Stimmung in dem von hellem Stimmengewirr und Parfumschwaden erfüllten Raum war fröhlich-entspannt. […] Zwar hatten unter dem Motto ,Frauen im Blick ‒ Frauen als Vorbild' knapp 40 Frauennetzwerke und -verbände ihre Infostände aufgebaut. Doch gestaltete sich das ‚Netzwerken’ als fröhlicher Plausch bei Prosecco und Orangensaft“, schreibt das Hamburger Abendblatt am 10.3.2006. Initiatorinnen sind die Handelskammer Hamburg (ab 2010 auch zusammen mit der Lübecker Handelskammer,) der Landesfrauenrat Hamburg und „Schöne Aussichten“. 2008 fand die Netzwerkmeile wieder in der Handelskammer, 2010 dann in Ahrensburg statt.
Bis 2009 war netznord.de ein Online-Portal für Unternehmerinnen, Existenzgründerinnen, Freiberuflerinnen und Führungsfrauen. Es bot eine Datenbank mit von Frauen geführten Unternehmen, sowie einen Adressenteil mit Beratungsstellen, Weiterbildungseinrichtungen, Netzwerken und Verbänden hauptsächlich für die Regionen Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen. Bis 2006 gehörte auch die Print-Ausgabe des Branchenbuches “Frauen unternehmen” Nord dazu, ab 2007 sollte es nach einem Relaunch als Magazin mit dem Titel „commercielle© – der Geschäftsfrauenindex Norddeutschland“ herauskommen, die Spur verliert sich dann allerdings.
Das Expertinnen-Beratungsnetz/Mentoring, schon 1989 gegründet, ist eine Arbeitsstelle der Universität Hamburg. Es unterstützt das berufliche Vorankommen von Frauen durch Mentoring und Beratung bei Berufs- und Karrierefragen. Mentorinnen/Expertinnen mit langjähriger Berufs- und Führungserfahrung beraten ehrenamtlich in intensiven Einzelgesprächen über kürzere oder längere Zeiträume. Die Expertinnen/Mentorinnen sind beruflich hochqualifizierte Frauen, die voll im Berufsleben stehen oder sich im „aktiven Ruhestand“ befinden. Alle verfügen über langjährige Erfahrungen im Berufsleben und in Führungspositionen in Industrie und Wirtschaft, Wissenschaft, Dienstleistung und Verwaltung. Sie nehmen ihre Aufgabe ehrenamtlich wahr.
Schöne Aussichten}} – ist ein bundesweites Netzwerk für selbstständige Frauen aller Branchen, das Unternehmerinnen in der Wirtschaft sichtbar machen und deren Austausch fördern will. {{nolink: Schöne Aussichten e. V. vertritt als bundesweites Netzwerk vor allem die Interessen von Freiberuflerinnen, Einzelunternehmerinnen und von Frauen geführten Betriebe. Der 1991 im Rheinland gegründete Verband ist heute in Regionalverbänden bzw. -gruppen bundesweit organisiert. Im Regionalverband Nord sind mehr als 100 Freiberuflerinnen, Unternehmerinnen und Selbstständige aus den unterschiedlichsten Branchen und Gewerbe vertreten.
Wirtschaftsweiber, Regionalgruppe Hamburg, ist ein Netzwerk lesbischer Fach- und Führungskräfte. 1999 in München gegründet, gab es die ersten Regionalgruppen ab 2001. Die Regionalgruppe Hamburg besteht seit 2005. Auf den monatlichen Treffen werden zu unterschiedlichen Themen Vorträge organisiert oder Events veranstaltet. „Das Angebot reicht von Fachvorträgen und individuellen Arbeitsplatzvorstellungen bis hin zu gemeinsamen Wanderausflügen und Besichtigungen.“ 2009 hat die Hamburger Regionalgruppe der Wirtschaftsweiber einen Stolperstein für Anna Eismann genannt Hustedt gestiftet. Ihre Lebensgeschichte steht für das Schicksal vieler Lesben in dieser Zeit. Die Enthüllung dieses Stolpersteins fand im Rahmen der ersten offiziellen Gedenkfeier für lesbische NS-Opfer am 2. August vor der Peterstraße 28 statt, Prof. Dr. Ilse Kokula sowie Dr. Rita Bake, stellvertretende Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung, hielten Beiträge, der Chor „Die Schrillerlocken“ sorgte für den musikalischen Rahmen.[38]
Das Branchen-Netzwerk BücherFrauen e. V. wurde 1990 in Deutschland nach dem Vorbild der englischen Women in Publishing (WiP) gegründet. Mittlerweile bündelt der Verein die Interessen von 800 deutschen Verlagsfrauen, Buchhändlerinnen, Übersetzerinnen, Agentinnen und allen anderen Frauen, die rund ums Buch tätig sind. Die Hamburger Regionalgruppe lädt alle BücherFrauen und Interessentinnen monatlich zu einem Stammtisch ein. Außerdem organisieren sie ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Verlagsbesuchen, LiteraturBrunchs, BuchWeihnachtsEvents.
Bei der Gewerkschaft ver.di [siehe auch Eintrag: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)] müssen Frauen laut Satzung mindestens entsprechend ihrem Anteil an der Mitgliedschaft in allen Organen und Gremien vertreten sein. Da der Frauenanteil in ver.di 50,44 % beträgt, bedeutet dies einen Anteil von Frauen in den Organen und Gremien von mindestens der Hälfte. Als erste Gewerkschaft verankerte ver.di Gender Mainstreaming als Aufgabe in der Satzung und setzte ein Mann/Frauteam als Genderbeauftragte beim Bundesvorstand ein. Der Landesbezirksfrauenrat Hamburg von ver.di setzt sich zusammen aus ehrenamtlichen Gewerkschafterinnen aller Fachbereiche. Es gibt verschiedene Arbeitsgruppen, beispielsweise zu Bildung oder Tagespolitik. Im ver.di-Frauennetzwerk Hamburg. treffen sich Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte und andere Frauen, die sich um Frauenthemen in der Stadt kümmern, und tauschen sich aus. Die ver.di-Frauen treten mit vielen Aktionen und Veranstaltungen an die Öffentlichkeit, so natürlich am 8. März und am 1. Mai, aber auch zu Themen wie Gewalt gegen Frauen, Mindestlohn und Internationalismus.
Im Bereich der Kirche beteiligt sich das Nordelbische Frauenwerk intensiv am interreligiösen Frauendialog, insbesondere zwischen muslimischen und christlichen Frauen. So wurden in Zusammenarbeit mit dem Frauenausschuss der Schura Hamburg 2006‒2007 eine Reihe von Studientagen zum christlichen-islamischen Dialog durchgeführt. Die Themen waren: „Kleider, Küche, Kult: Von Kopftüchern, Schweinefleisch und Sonntagsruhe“; „Maria und Co. - Tolle Frauen in Bibel und Koran und in unseren Gesellschaften“; „Von rüpelhaften Jungs und eingesperrten Mädchen“; „Theologie von Frauen für Frauen - was hat die theologische Frauenbewegung in Koran und Bibel entdeckt?“[39]
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung gründete 2008 einen Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Ein solches Projekt wurde 2005 auch in Hamburg (an der Helmut-Schmidt-Universität) angesiedelt: „genderdax – Top Unternehmen für hochqualifizierte Frauen“ heißt es und ist ein Informations- und Karriereportal sowie ein Netzwerk für Absolvent(inn)en, Berufseinsteiger(innen), MINT-Berufstätige, Multiplikator(inn)en, Wissenschaftler(innen).
Aus der Frauenbewegung heraus hatten sich aber schon lange vorher verschiedene Netzwerke und Gruppen gebildet, um einen selbstbestimmten Umgang von Mädchen und Frauen in den MINT-Bereichen zu erreichen: Seit über 20 Jahren setzt sich bspw. der deutsche ingenieurinnenbund (dib):4538}} für Frauen in technischen Berufen ein. Das bundesweit aktive Netzwerk besteht aus Regionalgruppen, der Schwerpunkt der Hamburger Gruppe, die u. a. auch im {{Bio: Landesfrauenrat Hamburg vertreten ist, liegt auf gegenseitiger persönlicher Unterstützung in beruflichen und fachlichen Fragen und in der nationalen und internationalen Lobby- und Gremienarbeit.
FINUT – Frauen in Naturwissenschaften und Technik e.V. [siehe auch Eintrag: Frauen aus Technik und Naturwissenschaft] wurde 1988 aus dem Bedürfnis heraus gegründet, eine kontinuierliche Interessenvertretung von Naturwissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen gegenüber der Öffentlichkeit zu ermöglichen. 2000 organisierte die Regionalgruppe Hamburg den 26. nationalen Kongress des Netzwerkes.
webgrrls.de – business-networking für frauen in den neuen medien (gegr. 1997) „ist das Netzwerk für weibliche Fach- und Führungskräfte, die in oder für Neue Medien arbeiten. Ziel ist die berufliche Weiterentwicklung sowie die Präsenz und den Einfluss dieser Frauen innerhalb der Branche zu fördern. webgrrls.de bietet zu diesem Zweck ein Forum für Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch, Job- und Auftragsvermittlung, strategische Allianzen, Mentoring sowie Förderung der Networking-Kultur. […] Get connected! Business Networking – bei den webgrrls ist der Name Programm! Neben einem virtuellen Netzwerk pflegen wir auch noch ein ganz ,reales’ Get together! In vielen Städten treffen sich webgrrls regelmäßig zu Vorträgen, Seminaren oder auch nur zum Gedankenaustausch über Business, Karriere und mehr.“[40]
Die letzte Einrichtung verweist auf eine Form der Vernetzung, die im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts immer weiter zugenommen und vielleicht sogar andere Formen der feministischen Vernetzung (vor allem international) schon überholt hat: die virtuelle Vernetzung (die allerdings durchaus mit „real-life“-Vernetzung verknüpft ist). Angelehnt an die Bezeichnung web 2.0 (oder Social Media:soziale Netzwerke und Netzgemeinschaften, die als Plattformen zum gegenseitigen Austausch von Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen dienen) wird die feministische Vernetzung von Frauen im Netz manchmal auch als feminismus 2.0 tituliert. Es dauerte allerdings nicht lange, bis auch hier Auswirkungen von „sexismus 2.0“[41] deutlich wurden. Herrschte in den Anfängen des Internets noch der Traum, dass das Netz (geschlechter)frei sei, so tobte schnell die Gender-Debatte auch dort: „Wer als Frau gehört werden will, muss dafür einiges über sich ergehen lassen. Wie in der analogen Welt, trotz aller Lobgesänge auf den egalitären Charakter des Internets.“[42] „Das Medium des 21. Jahrhunderts repräsentiert die Geschlechterverhältnisse des 18. Jahrhunderts“.[43]
Schon 1988 gründeten sich die Haecksen, ein Zusammenschluss von einigen weiblichen Mitgliedern des in Hamburg gegründeten und ansässigen Chaos Computer Clubs. Und der Versuch einiger Frauen, eine Genderdebatte innerhalb der Piraten [Partei für die Freiheit im Netz] anzustoßen, endete mit „einer Menge Schmähreden und Unverständnis“[44]. Dennoch: Vom Blog „Piratenweib's Welt – Gesellschaft, Wirtschaft, Soziales und Politik aus anarchistisch feministischer Sicht“[45] über den „Genderblog“ – den derzeit größten kollaborativen feministischen Weblog zu Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterfragen und -politik im deutschsprachigen Raum[46] – bis hin zu FidAR – der Initiative für „Mehr Frauen in die Aufsichtsräte“[47] findet sich in der feministischen Netzwelt so ziemlich alles, was frau sich vorstellen kann. Da diese Netzwerke zum größten Teil naturgemäß nicht hamburgspezifisch sind, wird hier nicht näher darauf eingegangen. Ausführliche Listen über deutschsprachige und internationale feministische und queere Blogs finden sich auf maedchenmannschaft.net, bei Antje Schrupp[48] , im Missy-Magazine[49] oder bspw. im Hamburger Feministischen Institut[50]. Beispielhaft sei hier nur genannt:
maedchenmannschaft.net: „Willkommen Feministinnen, Feministen und alle, die es werden wollen! Die Mannschaft liebt den Feminismus und notiert hier Dinge und Nachrichten, die fröhlich machen oder uns die Nackenhaare aufstellen. Unser Blog soll Forum sein und Spielwiese, für alle, die sich eine bessere und gerechte Gesellschaft wünschen.“ 2008 wurde maedchenmannschaft.net mit dem Deutsche Welle Blog Award BOB als Bestes Deutschsprachiges Weblog ausgezeichnet. 2009 war maedchenmannschaft.net für einen Grimme Online Award und den Alternativen Medienpreis nominiert. Aus dem Blog ging auch ein Buchprojekt hervor: Susanne Klingner, Meredith Haaf und Barbara Streidl von der maedchenmannschaft gaben 2008 „Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht“ heraus, das die deutsche Diskussion um den „neuen Feminismus“ stark beeinflusste. Von der maedchenmannschaft ging auch die Facebook-Gruppe „Girls on Web Society“ aus, in der sich feministische Bloggerinnen vernetzen können. „Hier zeigt sich die immense Pluralität der Szene. Die Zugriffszahlen der Blogs steigen, Feminismus 2.0 hinterlässt Spuren in der deutschen Öffentlichkeit.“[51]
Die Vernetzung beschränkt sich aber nicht in allen Fällen auf das Internet, sondern es finden auch durchaus sog. „real life“-Treffen oder -Aktionen statt, initiiert oder kommentiert von Web-Feministinnen: 2010 fand ein sog. „Girl Geek Dinner“ in Hamburg statt. Bei „Girl Geek Dinners“ lernen sich Frauen kennen, die in Neuen Medien arbeiten (Geeks=Streber oder Computerfreaks. Männer waren zu dem Treffen zugelassen, solange sie von einer der angemeldeten Frauen eingeladen waren). Eine andere Form der informellen Treffen sind „Barcamps“ (oder „Un-Konferenz“ – eine Mischung aus Social Bar und Stammtisch), auf denen jede sprechen kann. BarCamps gibt es auch in Hamburg. Im Mai 2010 trafen „analoge und digitale Nerds […] auf dem Gendercamp bei Hamburg aufeinander und diskutierten über das Geschlecht des Internets und über die Frage, wie queer-feministische Inhalte dort sichtbarer gemacht werden können, ausgehend von der Feststellung, dass sich im Netz, wie im real life, sexistische und patriarchale Strukturen reproduzieren und Männergruppen auch in der virtuellen Welt danach streben, Technik- und Netzpolitikthemen vermeintlich objektiv zu besetzen oder queerfeministische Perspektiven als ,Partikularinteressen' abzutun.“[52]
Das Feministische Institut ist einerseits ein virtueller Zusammenschluss verschiedener Hamburger Wissenschaftlerinnen (Dr. Tanja Carstensen, Kathrin Schader und Prof. Dr. Gabriele Winker von der TU-Harburg sowie Prof. Dr. Melanie Groß von der FH Kiel), die aus verschiedenen Perspektiven am Projekt „Feminismus“ arbeiten, andererseits werden auch „real life“-Veranstaltungen in Hamburg angeboten, so z. B. seit Herbst 2007 die Feministische Werkstatt im Kölibri HH-St. Pauli) oder im Dezember 2009 bei DenkTräume. Außerdem halten die Macherinnen des Instituts Vorträge (aktuell u. a. zu feministischer Handlungsfähigkeit, Ladyfesten, Geschlechterarrangements im Neoliberalismus, Netzwerken, Diskursen über Technik und Internet), verfassen Expertisen, Literaturstudien und Gutachten und veröffentlichen Beiträge. „Unser Anliegen ist es, feministische Debatten über die Hochschulen hinaus in breite Öffentlichkeiten zu tragen, dort zur Diskussion zu stellen und damit in politische Praxen einzugreifen.“ Sie beziehen sich bewusst auf den Begriff „Feminismus“: „Wir trafen bewusst eine Entscheidung für den Feminismusbegriff, da wir letztes Jahr extrem den Eindruck hatten, dass der Begriff gender, gerade in Bezug auf Gender Mainstreaming, eine Entradikalisierung duchläuft. Er ist nicht mehr unbedingt mit einer kritischen Forschung oder kritischen Politik verbunden. Um uns abzugrenzen, stellt der Feminismusbegriff genau wieder den richtigen dar. […] Der Begriff ist missverständlich und wird oft sehr einseitig interpretiert. […] Feminismus wird mit Zweigeschlechtlichkeit assoziiert. […] Das wird als altbacken angesehen, da er nur die Chancen von Frauen im Verhältnis zu denen der Männer verbessern will. Ein Alice Schwarzer- oder EMMA- Feminismus. Es herrscht zum Teil ein großes Unverständnis, da die Debatte schon bei Postfeminismus angelangt war und wir anscheinend zu den zwei Geschlechtern zurückwollen. […] Für mich ist es auch ein strategischer Begriff, und ich begrüße es, dass er diese Irritationen erzeugt.“ Die Initiatorinnen des feministischen Instituts beziehen sich auf die älteren, strukturtheoretischen Debatten, „da es keine individuelle Entscheidung ist, in welcher Form man von Geschlecht betroffen ist und wie man sich dagegen zur Wehr setzen kann. […] Es müsste alte und neue Feminismen im Plural heißen.“ Tanja Carstensen: „Bei ,Altem’ muss ich immer auch an den Ökofeminismus denken. Hiervon möchte ich mich abgrenzen. Gleichzeitig gibt es einen siebziger Jahre Feminismus, in dem ich meine Wurzeln habe. Als neuen Feminismus würde ich die Debatte um queer und postcolonial fassen. Work-life-Balance versteh ich als neoliberalen Feminismus.“ Das Feministische Institut unternimmt den Versuch, ökonomie- und subjektkritische Ansätze, also Marxismus, mit queer theory zu verbinden. Melanie Groß: „Es kann meiner Ansicht nach keine komplexe Metatheorie geben, die alles erklärt, in der Marxismus mit queer theory zusammengedacht wird. Aber trotzdem geht es oft um ähnliche Phänomene. Einmal greift das eine Analyseinstrument besser, ein anderes Mal umgekehrt. Fruchtbar erscheint mir, mit beiden im Hintergrund zu arbeiten, also verschiedene Blickwinkel zu entwerfen.“[53]
Die Vernetzung und Kommunikation innerhalb der Hamburger Frauenbewegung mit interkulturellen oder internationalen Frauengruppen, die nicht im Rahmen der Gewerkschaften, der (christlichen) Kirchen oder der Frauenprojekte tätig sind, ist gering. Am ehesten funktionieren solche Bündnisse zum Internationalen Frauentag am 8. März: in Demonstrationen (in Bündnissen von Hamburger linken Gruppen mit türkischen oder kurdischen Gruppen wie ATIK ‒ Yeni Kadin [Neue Frau], Nûjiyan Frauenzentrum e. V, dem Rat kurdischer Frauen in Hamburg oder auch mit iranischen Frauenorganisationen) oder auch auf dem Internationalen Frauenfestival (2010 zum 5. Mal), das neben Lesungen, Vorträgen, Ausstellungen und Konzerten seinen Höhepunkt in einem großen internationalen Frauenfest im „Delphi Showpalast“ hatte.
Einige Beispiele zu weiteren Aktivitäten internationaler Gruppen in Hamburg: Das kurdische Frauenzentrum „Nujiyan“ begann im Oktober 2010 eine Frauenfilmreihe, deren erster Film ein türkisch/kurdischer Film von Hatice Kamer , einer türkischen Frauenaktivistin, war, der von den Problemen eines Homosexuellen handelt. ‒ Der palästinensisch-deutsche Frauenverein (1989 gegr.), der u. a. Projekte in den palästinensischen Autonomiegebieten und den von Israel besetzten Gebieten vor allem mithilfe von privaten Spenden fördert, organisierte anlässlich des Besuches eines palästinensischen Frauenteams ein Freundschaftsspiel gegen das Frauenteam vom FC St. Pauli. Die „Mujeres sin fronteras“, eine interkulturelle Frauenorganisation, die sich für die Rechte von Migrantinnen und Flüchtlingen einsetzt, und „Amiga“ (antimilitaristische Frauen_LesbenGruppe Hamburg) verorten sich im Centro Sociale im Schanzenviertel.
DenkTräume organisierte 2010 (finanziert durch die Landeszentrale für politische Bildung) Veranstaltungen zur Situation der Frauen(bewegungen) im Iran und in Afghanistan. Dabei wurde auch über den islamischen Feminismus berichtet: In Hamburg gibt es beispielsweise Hatun e. V., ein Verein, der sich um Lesben und Schwule islamischen Glaubens kümmert. Hatun wurde 2005 von Angelika Hassani (mit)gegründet. Sie war von 2004 bis 2006 Frauenbeauftragte der Schura Hamburg (Rat der islamischen Gemeinschaften) sowie Initiatorin bundesweiter Dialogforen für die Vernetzung muslimischer Frauen. Im August 2007 änderte die Gruppe Hatun ihren Namen in: „Queer Muslime Hamburg“, um deren Existenz sichtbar zu machen: „Schwule und lesbische Moslems gibt es nicht. Diese Auskunft erhält man in der Regel, wenn man Moslems danach fragt […]. Überall auf der Welt jedoch melden sich Lesben und Schwule islamischen Glaubens zu Wort und widersprechen der Behauptung ihrer Nichtexistenz.“[54] ‒ An FLAKS angesiedelt ist „FemCamH e. V.“, ein Verein kamerunischer Frauen in Hamburg, der im August 2003 gegründet wurde, um Erfahrungen auszutauschen und Frauen, Kinder und Jugendliche überwiegend afrikanischer Herkunft in Schwierigkeiten zu unterstützen. Der Verein „ARCA ‒ Afrikanisches Bildungszentrum e. V.“ möchte die Integration der in Hamburg lebenden Bevölkerung mit afrikanischem Migrationshintergrund, insbesondere die der Frauen, fördern und stabilisieren. 2007 fand in Hamburg das 22. Bundestreffen der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ statt, u. a. mit einem Vortrag der Hamburgerin MaSeHo über „Weibliche Ehemänner und männliche Töchter in Afrika: Dieser Vortrag setzt sich mit alternativen Geschlechterrollen/-modellen in Afrika auseinander.“ Ebenfalls von MaSeHo war der Vortrag zu „Starke Frauen: Afrika – kein Kontinent des ‚schwachen Geschlechts’“ im Rahmen des jährlich weltweit von der Black Community begangenen Black History Month‘.
Zur Vorbereitung der nächsten Weltfrauenkonferenz 2011 in Venezuela fand im Juni 2009 in Hamburg die erste Stadtfrauenkonferenz statt. Eingeladen hatte der Frauenverband „Courage“, der mit diesem Treffen den Gedanken der Weltfrauenkonferenz breiter bekannt machen und weitere Unterstützerinnen gewinnen wollte. Die Teilnehmerinnen der Konferenz, unter ihnen auch Frauen aus Kamerun, Iran, Afghanistan und Brasilien, verabschiedeten eine Resolution, die mit den Worten schloss: „Die Zeit ist reif und schreit nach einem neuen Aufbruch der internationalen Frauenbewegung.“[55]

Lesbisch-schwule und queere Projekte
Auch im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts tummelten sich viele lesbische (oder auch lesbisch/schwule, also identitätspolitisch orientierte) Gruppen im feministischen und frauenpolitischen Pool. Seit den 1990er Jahren des alten Jahrtausends haben sich „queere“ Projekte dazugesellt bzw. sich daraus trans-formiert, v. a. im Wissenschafts- und Kulturbereich. Und manchmal ging auch alles durcheinander und gleichzeitig: „Ladyfeste“ wurden gefeiert und lebten die mehr oder weniger friedliche Koexistenz unterschiedlicher feministischer Ansätze. Die „lesbisch-schwulen Filmtage“ blieben – trotz vieler Kritik – bei ihrem Namen, ergänzten ihn aber durch „International Queer Film Festival“, und die „Queer Studies“ schwimmen weiterhin „jenseits der Geschlechtergrenzen“.
Auch viele (autonome) Feministinnen organisierten sich in diesem Jahrzehnt (und auch davor) que(e)r zum Mainstream, der für sie auch die als „etabliert“ betrachtete Frauenbewegung umfasst. Ein wichtiger Aspekt des Engagements dieser Frauen – häufig in gemischtgeschlechtlichen Polit-Zusammenhängen – war der Kampf für autonome „Definitionsmacht“ und „Antisexismus“ – nicht zuletzt in den eigenen Reihen.
Politische Lesben/Frauenszene
Am 29. September 1982 war Intervention e.V. als 10.000ter Verein in Hamburg gegründet worden, zunächst als schwul/lesbische Beratungsstelle. Seit 1993 ist Intervention e.V. nur für Lesben zuständig und damit der einzige Lesbenverein in Hamburg. Nach Winterhude, St. Georg und Eimsbüttel ist jetzt der Standort im Karolinenviertel. „Intervention:4532}} vertritt die Interessen von Lesben, Bi- und Transgender-Frauen. {{Bio: Intervention:4532}} hat als Lesbenverein politische Forderungen, Ansprüche an sich selbst und an das Umfeld. […] {{Bio: Intervention:4532}} vernetzt sich mit anderen FrauenLesbengruppen und bringt die Thematik lesbischen Lebens in dieser Gesellschaft in staatliche Institutionen und Facharbeitskreise ein, ohne von den eigenen Grundsätzen Abstand zu nehmen. Der Verein kooperiert beispielsweise sowohl mit dem Landeskriminalamt als auch mit Schwulengruppen. […] ,Feministisch' heißt für Intervention neben dem Kampf um die Abschaffung jeglicher Geschlechterhierarchien und der Anerkennung des Andersseins, auch die Positionierung gegen Gewalt, Rassismus und Sozialabbau und für demokratische und gerechte Strukturen. […] {{Bio: Intervention fühlt sich den feministischen Frauenbewegungen und den Bewegungen gegen Sozialabbau zugehörig.“[56] Neben dem JungLesbenZentrum und den Angeboten für Lesben über 25 ist Intervention auch Trägerverein des Arbeitsschwerpunktes "Lesben und Alter“ – zur Verbesserung der Lebenssituation älterer und alter Lesben. Er wird umgesetzt durch konkrete Projekte, durch bundesweite Vernetzung und durch die Arbeit bei „anders altern – einem Facharbeitskreis Lesben und Alter“. Ziele sind die Verbesserungen in der Pflege und in der traditionellen Seniorinnenarbeit („Pflege.Andersrum“), flexiblere Wohnformen und die Entwicklung von lesbenspezifischen Informationen und Kontaktnetzen. In der Veranstaltungsreihe „GOLD – exklusive Angebote für die Lesbe ab 50“ wurden sowohl rechtliche Fragen erörtert, als auch Themen wie „Demenz“ oder „Oma sein“ behandelt. Außerdem gibt es Trauergruppen für Lesben und das Erzählcafé „Dialog der Generationen“, zu dem Lesben aus allen Generationen zum gemeinsamen Gespräch eingeladen sind.
Intervention wurde im Rahmen des Magnus-Hirschfeld-Centrums (mhc) für den Aufbau einer schwul-lesbischen Beratungsstelle gegründet, 1983 ging diese Initiative als autonome Einrichtung nach St. Georg. Die Unabhängige Homosexuelle Alternative e. V. als gemeinnütziger Trägerverein des mhc fungiert seitdem als Beratungs-, Kommunikations- und Kulturzentrum für Lesben und Schwule „mit dem Ziel der Gleichstellung für homosexuelle Menschen. […] Gemäß dem Diversity Aspekt kommen Vielfalt und Verschiedenheit bei der Arbeit im mhc und der Förderung von Gruppen eine große Bedeutung zu. […] Ein großer Teil der Arbeit des Hauses wird durch ehrenamtliches Engagement unterstützt, wobei ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selbst Multiplikator und Multiplikatorinnen in ihrem sozialen Umfeld sind und somit ihrerseits zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz von Lesben und Schwulen beitragen.“[57] 2004 gab es tiefgehende Konflikte zwischen dem mhc-Vorstand und den dort arbeitenden Lesben. Die damaligen Gruppen „emma C./Disco", das Lesben-Telefon und die Lesbenbibliothek "LesbenLeseLust" verließen daraufhin das mhc. Die Themen wurden neu besetzt.
Auch der LSVD – der Lesben- und Schwulenverband Deutschland – ist seit 2008 wieder in der Hamburger Community präsent. Als einer der ersten Landesverbände unterstützt der Hamburger LSVD die bundesweite LSVD-Kampagne zu Artikel 3 GG als politischen Schwerpunkt. Zum 17.5.2010 (International Day Against Homophobia IDAHO) rief der Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands Hamburg (LSVD) zum weltweiten Rainbow-Flashmob gegen Homophobie auf dem Hamburger Rathausmarkt auf. Es beteiligten sich zahlreiche Hamburger Initiativen und Organisationen wie Aids-Hilfe und Aids-Seelsorge Hamburg, Frauenhotel Hanseatin, Gay Parship, Gay Factory, Hamburg Pride, Hein und Fiete, Intervention, Magnus-Hirschfeld-Zentrum, Schwusos und andere. Unterstützt werden die Rainbow-Flashmobs, die 2010 in Hamburg, Berlin, Dresden, Schweinfurt, Würzburg, St. Petersburg, Tscheljabinsk, Minsk, Novosibirsk, Moskau, Toronto sowie in weiteren 20 Städten stattfanden, u. a. auch vom Deutschen Fußballbund.
Vom 21. bis 24. Mai fand in Hamburg das Lesbenfrühlingstreffen 2010 statt. „Seit 1974 treffen sich Lesben von überall her, um miteinander zu reden, zu feiern, zu tanzen, Workshops zu besuchen, sich zu vernetzen und andere Verbindungen zu knüpfen. […] Diese Lesbenfrühlingstreffen werden ehrenamtlich von Lesben jährlich in einer anderen Stadt ausgerichtet. Wie immer gab es neben dem eigentlichen Programm auch öffentlichkeitsorientierte Aktionen, so in diesem Jahr eine Demonstration und ein Kiss-In am Jungfernstieg.“[58]
Alljährlich im Sommer findet in Hamburg der Christopher Street Day (CSD) statt, ein Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender. Gefeiert und demonstriert wird für die Rechte dieser Gruppen sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. In Hamburg jährte sich im August 2010 der CSD zum 30. Mal. Wie zuvor in Berlin[59] gab es auch in Hamburg Kritik am CSD, er sei kommerzialisiert und entpolitisiert: „Auch heute sind Orte jenseits des kommerziellen Gaystreams eine Seltenheit. Die Rote Flora ist für uns einer dieser Orte. Jenseits von pinkem Budget, heterosexueller Matrix und gewohnter Separierung der Szene steht die Flora für etwas anderes: für Selbstausdruck jenseits heteronormativer Strukturen, für Partys mit Inhalt und Anspruch, Atmosphäre und Austausch, für Selbstorganisation und Solidarität. Für ein queeres Hinterfragen gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.“[60] Im Juni 2007 machte die Menschenrechtsinitiative (für islamische Schwule, Lesben und Transgender) Hatun e. V. den Vorschlag, die CSD-Route nicht mehr über die Lange Reihe, sondern über den Steindamm, wo viele türkische und arabische Geschäfte angesiedelt sind, zu führen. Man könne unter dem Motto: „Regenbogen und Halbmond – Für ein friedliches Miteinander“ demonstrieren. Viele Einzelpersonen und lesbisch-schwule Vereine unterstützten die Idee (Organisationen wie die Aids Hilfe Hamburg, Hein und Fiete, das Lesbenberatungsprojekt Intervention). Der Organisator des Hamburger CSDs Pride e. V. war jedoch dagegen. Eine Verlegung der Route hätte seiner Ansicht nach als zu große Provokation gedeutet werden können, da der CSD-Zug direkt an der am Steindamm gelegenen Centrumsmoschee vorbeigeführt hätte. Dieser Auseinandersetzung vorausgegangen waren Konflikte, die das Nebeneinander der Kulturen in St. Georg (die „schwule Lange Reihe“ und der „muslimische Steindamm“) hervorgebracht hatten. Ein zunächst angesetztes gemeinsames Gespräch wurde nach vielen Diskussionen seitens der Centrumsmoschee abgesagt. Hatun dazu: „Die Botschaft war klar: Homosexuelle Muslime sollen unsichtbar bleiben und ausgegrenzt werden. […] Hatun hat aus den Erfahrungen gelernt. Wir werden nicht mehr zulassen, dass die Existenz schwul-lesbischer Muslime ebenso verleugnet wird wie die Vielfalt im Islam. Deshalb haben wir beschlossen, den Namen von Hatun in „Queer Muslime Hamburg“ zu ändern. Wir werden künftig mit einem deutlicheren Profil an den Diskursen teilnehmen.“[61]
Frauen/Lesben-Kultur
Ein frischer Wind wehte im letzten Jahrzehnt v. a. im kulturellen Bereich, nicht umsonst beziehen sich gerade junge Feministinnen auf den „Popfeminismus“ und den „Third-Wave-Feminismus“. So gibt es neue queere oder feministische Magazine, das Frauenmusikzentrum lädt ein mit „Come Queer ‒ My Gender is Music“, diskutiert dabei aber auch „feministische Ansätze“, der Tango geht qu[e]er um die Welt und „Ladyfeste“ greifen subkulturelle Elemente aus der Riot-Grrrl-Bewegung und von Do-it-yourself (DIY)-Ansätzen auf und feiern, produzieren, präsentieren und diskutieren queer/feministische Themen.
Neben Lesungen, Vorträgen, Workshops, Kursen, Ausstellungen, Konzerten und anderen kulturellen Events, die z. B. vom Café endlich, dem Frauenmusikzentrum, bildwechsel, den DenkTräumen, im Haus Drei, im mhc, bei Intervention oder im Frauenkulturhaus Harburg angeboten werden, bietet die alternative Frauen/Lesben-Kulturszene Hamburgs darüber hinaus viele Genussmöglichkeiten: So organisieren die alpha-girls (früher „amantes“) seit 1997 FrauenLesbenPartys: Manchmal gibt es auch Kooperationen mit Einrichtungen der „alten“ Frauenbewegung: So die „Nuit des Femmes“ mit dem „Cafe endlich“ oder die „To-get-her“-Partys (früher zusammen mit Frauenkneipe/tochtergesellschaft)[62].
Seit den 1990er Jahren haben die Frauen/Lesben auch den Gesellschaftstanz für sich entdeckt und ihn verändert: In zahlreichen autonomen und selbst organisierten Tanzkursen für Frauenpaare erarbeiten sich die Tanzlehrerinnen und -schülerinnen neue Formen, Methoden und neue Herangehensweisen an den Tanz(sport) – gegen den Mainstream des Heterotanzsports, aber auch gegen den Mainstream der coolen Lesbenszene. So jährte sich 2010 der Frauenherbstball zum 25. Mal, auch andere Bälle, im Frühjahr der Tanzsalon-Ball im Logenhaus/Mozartsäle oder der jährliche Mottoball von Pink Poemps (von Startschuss), wurden von tanzbegeisterten Frauen besucht, ebenso wie die regelmäßigen Tanz-Veranstaltungen im Haus Drei, im mhc, bei Startschuss e. V. – Hamburgs Sportverein für Schwule und Lesben – , im Baladin, im Tanzsalon in der Schanze etc. Nicht zu gewerk: die breit gefächerte (Queer) Tango-Argentino-Szene.
Auch andere Sportarten können in Frauen/Lesben-Zusammenhängen ausgeübt werden: „Startschuss“ (schwul-lesbischer Sportverein) bietet alle möglichen Sportmöglichkeiten, „Rrasant“ Badminton, Fußball oder Volleyball für Frauen, „Die Seglerinnen“ segeln, „Rollergirls“ fahren Rollerderbys, die „Amazons der Hamburg Pioneers“ frönen dem American Football, und ansonsten gibt es unzählige Fußball-, Volleyball-, Handball-, Tischtennisgruppen, aber auch Frauenbaden, -radeln, -inlineskating und v. a auch Kampf- und Selbstverteidigungsgruppen, wie Aikido, WenDo, Stockkampf. Oft sind diese Gruppen selbst organisiert.
Dazu lässt es sich vortrefflich in einem der Hamburger Frauenchöre singen: „Die Schrillerlocken – Gemischter Damenchor Hamburg“, wurden1987 gegründet und sind seit 1993 unter der Leitung von Ulrike Lachmann, wie auch „Miss Klang“ – Gemischter Frauenchor Hamburg: „Unser Chor hat sich 1991 gegründet und besteht aus ca. 30 Frauen. Unsere Mischung besteht aus unserer Lebensform (lesbisch und hetera) und aus unseren stimmlichen Voraussetzungen und Notenkenntnissen.“[63] Beide Chöre nahmen an zahlreichen LesbenFrauenchöretreffen teil und organisierten 2007 das LesbenFrauenchöretreffen in Hamburg, mit einem Galakonzert in der kleinen Laeiszhalle. Gemeinsame Auftritte gab es auch mit „Belle Alliance“, dem einzigen lesbisch-schwulen Chor Hamburgs[64]. Auch zahlreiche Solistinnen, Duos, Gruppen, Frauen- und Mädchenbands – wie „Die Frittösen“ und „Die Charmeusen“ , „Jazz Invitation“ (Maria Rothfuchs/Dorothee Offermann), A Quadrat, Blattgoldblatt, Hoo Doo Girl, Jorinde Reznikoff, Kijoka Ines, MaybeBaby, Miss Marple, BigBandBerthaBlau, Trude träumt von Afrika, Yu 'n Zu, Damn it Janet, Ele Grimm, Antje Basedow (Kabarett) u. v. m. – bereichern das kulturelle Angebot für Frauen und Lesben in Hamburg, viele davon aus dem Umfeld des Frauenmusikzentrums.
Das Frauenmusikzentrum organisierte auch Deutschlands erstes mehrtägiges Ladyfest (21. Bis 24. August 2003). Rund ein Jahr unbezahlter Arbeit hatten die ca. 70 Frauen investiert und es geschafft, ein breites Angebot an Workshops, Konzerten, Partys, Lesungen, Filmen, Diskussionsveranstaltungen mit queer/feministischer Thematik auf die Beine zu stellen. Frauenfestivals und feministische Musikfestivals (women only) verschiedener Couleurs existieren seit den 1970er Jahren. Auch die Ladyfeste nehmen darauf Bezug: Es geht ihnen um die explizite Stärkung von Frauen, die jenseits des typischen männlichen Rockstars (Musik)Kultur aktiv gestalten wollen – frei nach dem Motto "Don't fall in love with the star, be the star!", und darum, der Geschichte von Frauen in der Musik eine Kontinuität zu geben. Das Prinzip der Ladyfeste basiert auf der Koexistenz unterschiedlicher feministischer Ansätze – der Wunsch nach seperaten „Frauen“-Räumen ist da, wird aber gleichzeitig auch mit dekonstruktiven Praktiken verbunden: „What ever your gender may be ‒ if you feel like a Lady, be part of the Ladyfest" („Was immer deine Geschlechtsidentität sein mag ‒- wenn du dich wie eine Lady fühlst, nimm teil am Ladyfest“). Die Wurzeln liegen in der Riot-Grrrl- und DIY (Do It Yourself)-Bewegung. Das erste Ladyfest fand im August 2000 in Olympia (Washington) statt. Seither hat die Anzahl der weltweit organisierten Ladyfeste jährlich zugenommen.[65]
Ladyfeste
Da die kulturelle Praxis der (Riot-)Grrrls unmittelbar vom Mainstream vereinnahmt und auf den Aspekt des Girlie reduziert wurde, musste ein neuer Begriff her, wie beispielsweise die Lady. Sie unterscheidet sich allerdings sehr von der klassischen Oberklassendame mit klarer Geschlechteridentität, und bezieht stattdessen bewusst queere und transgender-Identitäten mit ein. Lady steht für Souveränität, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung. Da diese Veranstaltungen stets selbstorganisiert, dezentral und nichtkommerziell sind, unterscheiden sie sich gewaltig in ihrer Schwerpunktsetzung und Ausgestaltung. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie der Unterrepräsentation von Frauen in der Popkulturproduktion entgegentreten und Geschlechteridentitäten hinterfragen. Hoher Beliebtheit erfreuen sich Drag-King-Workshops, in denen Frauen kulturelle Männlichkeitscodes entlarven, imitieren und parodieren und somit die Geschlechtergrenzen mit dem eigenen Leib überschreiten.[66]

Eine ähnliche Zwischenstellung zwischen identitätsorientierter und „queerer“ Praxis nehmen die Lesbisch Schwulen Filmtage ein: „Die Filmtage sind MEHR als lesbisch und schwul. Das wollen wir nun auch noch klarer nach außen vertreten: Wir machen deutlich, dass auch transgender, intersex, kurz: queere Filmbeiträge aller Couleur, einen Platz in unserem Festival haben. Das Gleiche gilt für unsere Zuschauer_innen – wir freuen uns über alle Filminteressierten, die uns besuchen. Deshalb haben wir unseren Namen ergänzt: […] Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg – International Queer Film Festival“ Das 20-jährige Jubiläum feierten sie 2009. Sie sind damit „nicht nur das älteste Filmfestival Deutschlands, in dem Schwule und Lesben von Anfang an zusammen arbeiten, sondern auch das zweitgrößte Film-Event Hamburgs. Einmal jährlich im Oktober locken sie rund 15.000 Besucherinnen und Besucher in die Hamburger Kinos und an die Orte der Rahmenevents. Gut 20 Menschen arbeiten ‒ weitgehend ehrenamtlich ‒ engagiert und kreativ an der Organisation und Gestaltung des Festivals.“[67] Die Filmtage finanzieren sich durch die Einnahmen aus dem Kartenverkauf, durch eine Förderung der Behörde für Kultur, Sport und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg sowie durch Spenden- und Sponsorengelder.
Queere Kultur und Wissenschaft
Vor allem im kulturellen Bereich gibt es immer mehr queere Events, statt ehemals schwul/lesbischer oder an Frauen gerichteter Angebote.
queer
„‚Queer‘ bedeutet im amerikanischen Englisch so viel wie ‚seltsam, sonderbar, leicht verrückt‘, aber auch ‚gefälscht, fragwürdig‘ […], substantivisch steht es z. B. für ‚Falschgeld‘. Gemäß der Bedeutung des Verbs to queer, was so viel wie ‚vereiteln, unterlaufen’ bedeutet, wird sowohl im täglichen Leben und in politischen Aktionen als auch auf theoretischer Ebene versucht, die restriktiven Diskurse der Gesellschaft zu durchbrechen und sich der Einteilung in normale und nicht normale Lebens- und Begehrensformen zu widersetzen. Umgangssprachlich ist queer ein Schimpfwort für Homosexuelle, wurde jedoch (ähnlich wie zuvor gay/schwul/lesbisch) von der Community politisch positiv besetzt und als sogenanntes Trotzwort benutzt.[68]

So zeigt die Q-movie-Bar jeden ersten Samstag im Monat ausgewählte Filme: schwul, trans, lesbisch – polygendered: „Willkommen sind alle, die im hetero- und homonormativen Mainstream nicht auf ihre Kosten kommen.“[69] Das jährliche Queer-tango-Festival (seit 2000) sagt: „Welcome Every Body! […] Das Festival war und ist gedacht als Tangoheimat für Frau/Frau-, Mann/Mann- und Frau/Mann-Tanzpaare, die sich jenseits gewohnter Bilder und Klischees bewegen. […] Die Queer Theory gibt Impulse, den Tango für mehr Möglichkeiten zu öffnen. Inzwischen geht die Idee des Queer-Tango um die Welt!“[70] Und heutige queere Partyangebote sehen dann in etwa so aus: „BangBang ‒ The queer Club of Hamburg lädt ein zur Popstar-look-alike-Party: […] fuer alle Queers die sich nach Glitter, Glamour und Rock'n'Roll sehnen.“[71] Auch die ehemalige schwule Baustelle (früher Kleiner Schäferkamp) ist ab Oktober 2010 queer: „Ade, Schwule Baustelle ! Denn ab sofort wird jeden 2. Samstag im Monat die Neue Baustelle im Ahoi stattfinden, auf der sich alle, gleich wo zwischen den Geschlechtern, wohlfuehlen sollen […] Neue Baustelle, ahoi!“[72]
Lesbische und queere Medien
Über alle – und über alles andere– berichtet monatlich immer am 1. Samstag um 20 Uhr „funDYKE – Radio im Queerformat“ mit der unermüdlichen Journalistin Katrin Jäger-Matz (www.pinkchannel.net). Ein anderes FrauenLesbenRadio-Projekt, radio st. paula, entstand 1991. Ca. 12 Std./Woche sendet radio st. paula im (von ihnen mitgegründeten) Freien Sender Kombinat fsk (dem Dachverband verschiedener lokaler nicht kommerzieller Radioprojekte) über„Menschen aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Widerstand, Kultur, Medien, Sport und Musik. […] Viele Frauen haben nachgefragt, das Mikrofon in die Hand genommen, ihr Projekt präsentiert oder einfach nur ihre Stimme eingebracht […] Aus Hörerinnen wurden Sendende.“[73] Doch schon bald begannen die ideologischen Grabenkämpfe: „Die Zuschreibungen an uns als FrauenLesbenRadiogruppe im gemischten Projekt, die insbesondere in den Zeiten der akuten Krisen immer wieder wahre Blüten treiben, sind wir mehr als leid. […] Wir wollen autonome Strukturen im fsk, wir fordern die Hälfte des Radios. Manche Macherinnen stiegen entnervt aus: „out of step & regina electric c [früher ,wimmin's voices'] are fucking dead!!! […] auf fsk macht radio keinen spaß (mehr). der laden stinkt nach wie vor und ist leider ein glanzbeispiel für linkes sektierertum und machtkämpfe.“[74] Andere blieben: „The Female Pressure Radio Show - Xyramat präsentiert neue Tracks“ von Frauen, die sich in der Female Pressure Datenbank zusammengeschlossen haben. „Das Ziel von Female Pressure ist Vernetzung und Präsentation der Musik von Frauen in der nach wie vor männerdominierten Musikwelt.“[75] Female Pressure feierte 2010 den zehnjährigen Geburtstag. Bei der türkischsprachigen Sendung „Radyo Metro:pool - Die Sendung mit Frauenpower aus der Türkei – Türikiye´li kadinlarin kanali“ liegt die Programmgestaltung ausschließlich bei Frauen. Verantwortlich für die Sendung ist die türkische Sängerin und Schauspielerin Elif Ergün. „Sie und ihr Team […] wollen ihre Zuhörerschaft hauptsächlich unter den Frauen aus der Türkei beziehen. Diese sollen über alle relevanten Themen wie Berufsausbildung, Deutschkurse, Wahlrecht, Kitas, Alleinerziehung, Emanzipation, Integration etc. informiert werden. […] Hier lassen Frauen die Puppen tanzen …!“[76]
escape: Magazin für Lesben berichtet seit 1997 über alles rund um Lesben- und Frauenthemen in Hamburg. Gestartet als Terminblättchen hat es sich inzwischen zu einem veritablen Magazin gemausert, ist nicht nur im Internet präsent (das kam sogar erst später), sondern gibt monatlich ein Heft mit aktuellen Terminen, Fernseh- und Kino-Tipps, CD- und Buchkritiken, News und vor allem einem umfangreichen Adressenteil heraus. Escape wird ehrenamtlich erstellt.
Das langjährige Frauennkultur- und -medienprojekt „bildwechsel“ gibt monatlich einen Mail-Newsletter heraus: „die lotsin“ informiert über Veranstaltungen, Workshops, Stipendien und sonstige Tipps im Bereich Kunst und Kultur.
q-tipp, ein Online-Veranstaltungskalender, bietet „eine plattform im internet für noch unentdeckte kultur in hamburg […] subjektiv queer/lesbisch/schwul […] – kritisch, emanzipativ, selbstorganisiert! […] in hamburg gibt es mehr kultur zu entdecken als die hiesigen medien uns präsentieren können oder wollen! aus dem wunsch nach einer plattform, die offenen zugang zu subversiver, politischer, queerer, lesbischer, schwuler […] kultur ermöglicht, hat sich eine gruppe zusammengefunden, um q-tipp zu realisieren.“[77]
Auch der Bewegungsmelder (in der E-Mail-Adresse auch „Bewegungsmelderin“ genannt) informiert online über Termine und Aktionen aus dem FrauenLesben/schwulen/queeren und allgemeinpolitischen Umfeld.[78]
Das queere Magazin Hugs and Kisses – tender to all gender wurde 2007 gegründet und versteht sich „hamburg-based, interested in the rest of the world“. „Wie soll ein queeres Magazin aussehen? Also kein schwules oder lesbisches Magazin, das sich “queer” nennt, weil das hip klingt. Eine Frage, die Hugs and Kisses auch nicht richtig beantworten kann – aber wir versuchen es in jeder Ausgabe wieder und laden jede_n ein, sich zu beteiligen. […] Es geht uns nicht um Gleichmacherei: Wir wollen nicht alle über einen queeren Kamm scheren, sondern alle möglichen Geschlechter in ihren Unterschieden feiern. Wir sind tender to all gender, wie es auch in unserem Untertitel zu erkennen ist. So ist Identität für uns keine feststehende Kategorie, sondern ein gemeinsamer Prozess. Und den soll die Hugs and Kisses befeuern, wenn möglich. […] Wir versuchen, “queer” als kritische Herangehensweise an gesellschaftliche Normen und Vereinbarungen zu begreifen. Die wollen wir in Frage stellen und herausfordern, wo es notwendig ist.“[79] Hugs and Kisses erscheint zweimal im Jahr in einer Auflage von 2.500 Exemplaren und wird überregional vertrieben.
Eine weitere queere Zeitschrift erschien im August 2010 ebenfalls „hamburg-based“: KRASS/Kritische Assoziationen: „eine unkommerzielle und selbstorganisierte Zeitschrift. ist eine selbstorganisierte & unkommerzielle Zeitschrift und politisch_ pro-post-queer-feministisch_ kritisch_ provokant_ kreativ_ antirassistisch_ antifaschistisch_ antisexistisch_ popkulturell_ poststrukturalistisch_ dekonstruktivistisch_ irgendwie linksradikal […] KRASS verortet sich innerhalb aktueller kritischer Theoriediskurse im Feld von (Post-) Feminismus, kritischer Männlichkeitenforschung, Queer Theory, Poststrukturalismus, Postcolonial Studies, kritischer Migrationsforschung und dekonstruktivistischer Ansätze. Weiterhin sind die künstlerische Auseinandersetzung mit eben diesen Themen und die Bewegungen innerhalb der (Sub-) Kultur(en) ein großer Bestandteil unserer Zeitschrift. Die Grundidee von KRASS ist es Theoretiker_innen, Künstler_innen, Schriftsteller_innen und vielen Weiteren einen Raum zu ermöglichen, von dem aus sie in Diskurse und Bewegungen intervenieren und sich vernetzen können.“[80]
An diese Grundidee knüpft auch das außeruniversitäre Institute for Queer Theory (2006 in Hamburg gegründet) an. Es sieht sich als „Zentrum der Forschung, der Theoriebildung und des internationalen Austauschs im Feld der Queer Theory. Es widmet sich der Geschlechter- und Sexualitätenforschung sowie ihrer Vermittlung in Öffentlichkeit und Praxis. Anliegen des Instituts ist es, rigide zweigeschlechtliche und normativ heterosexuelle Geschlechterverhältnisse kritisch zu hinterfragen und zu verändern. Über den Fokus auf Geschlecht und Sexualität hinaus, hat es sich zum Ziel gesetzt, nicht-hierarchische Formen sozialer Differenz zu stärken. Das Institut ist ein Knotenpunkt wissenschaftlicher, politischer und künstlerisch-kultureller Auseinandersetzungen. Es wurde 2006 von Dr. Antke Engel gegründet und ist in Hamburg und Berlin situiert. […] Engel: ,Ich verstehe das Institut als Übersetzerin für diese Vielfältigkeit zwischen Wissenschaft, politischer Bewegung, Subkultur und Mainstream-Öffentlichkeit.’“[81]
Die AG Queer Studies hingegen ist eine Arbeitsgemeinschaft an der Universität Hamburg. Sie organisiert im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens die Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“. Die Vortragsreihe startete 1990, damals noch unter dem Namen “(Männliche) Homosexualität in Kultur und Wissenschaft” und wurde von der AG LesBiSchwule Studien (ASTA-Schwulenreferat) organisiert, die unter dem Namen AG Queer Studies arbeitet. Lesbische, feministische, bisexuelle, Transgender und andere Queer-Themen bilden das Spektrum der Beiträge. Auch die Theorien und Methoden, die den wissenschaftlichen Arbeiten der Vortragenden zu Grunde liegen, haben sich während des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts gewandelt. „Jüngere konstruktivistische und poststrukturalistische Forschungsansätze […] sind die theoretisch-methodische Grundlage vieler Beiträge. Unverändert blieb von den Anfängen bis heute der politische Anspruch, Sexualitäts- und zunehmend auch Geschlechterpolitiken kritisch zu reflektieren. Sie richtet sich ausdrücklich auch an außeruniversitäre ZuhörerInnen. Besonders beliebt ist immer der abschließende Vortrag des Duos der Dekanin der Eberhardt-Anbau-Scheibenschwenkpflug-Universität im schönen Brake an der Weser, Blessless Mahoney, und der Pröbstin der Elsa-Sophia-von-Kamphoevener-Fernuniversität, Katzen-Ellenbogen, Didine van der Platenvlotbrug, die nicht zuletzt mit ihren ‚action lectures’ auch den queeren Wissenschaftsbetrieb ironisch kritisieren, denn die Befürworter von queer vertreten ihre Auffassung so verbohrt und dogmatisch, dass dadurch ein neues Schubladendenken entsteht“.[82]
Auch im linksautonomen feministischen Spektrum gab es im ersten Milleniumsjahrzehnt die Gleichzeitigkeit von „alten“ (identitätsorientierten) und „neuen“ (queeren) Praxisformen. So arbeiteten viele FrauenLesben- und/oder FrauenLesbenTrans*-Gruppen in gemischten Politzusammenhängen und bereiteten sich beispielsweise als autonome Gruppe auf bestimmte Aktionen vor, wie z. B. den G8-Gipfel oder den Euro-Mayday. Dennoch gab es auch weiterhin „Frauentage“ im „Info-Archiv“ und im „Schwarzmarkt“, „Frauen-Lesben-Frühstücke“ in der Chemnitzstraße oder „Antisexismus-Cafés“ in der „Roten Flora“, „FrauenCafé-Tage“ der „Mujeres en Movimiento“ in der „B5“, und im „Centro Sociale“ tagte regelmäßig der „Radikale Handarbeitszirkel“.
Radical Crafting/Radikales Handarbeiten
„Strickende Feministinnen, häkelnde Aktivistinnen, subversive Stickerinnen. Das sind neue Kontexte des Handarbeitens. […] Do-It-Yourself, Aktivismus und Nadel und Faden schließen einander nicht mehr aus.“[83] „Radical Crafting“ befreit die Handarbeiten aus ihrer traditionellen Verankerung, verortet sie neu im Radius von Design, Kunst und Aktivismus. […] [Sie] kommen als Strategien einer im Realraum lokal agierenden, aber überregional oder gar global vernetzten Culture „Jamming-Avantgarde zum Einsatz.“[84]

Auch bei „avanti Hamburg“ (Projekt undogmatische Linke) gibt es eine Arbeitsgruppe „Geschlechterverhältnisse“. Im November 2005 fanden die überregionalen „Feministischen Aktionstage“ unter dem Motto: „Gemeinsam kämpfen für ein selbstbestimmtes, solidarisches Leben“ in Hamburg statt, und rund um den 8. März 2007 gab es ein 3-tägiges feministisches Festival in der Roten Flora: "Take back the night", mit Workshops, Partys, Kickerturnier und Konzerten (z. T. nur für Frauen, z. T. „all genders welcome“). Bei der Vorbereitung des Letzteren gab es „eine Vielzahl unerträglicher Vorfälle und Übergriffe in Form von sexistischen Beleidigungen, Bedrohungen und offener Gewalt gegen Frauen“. Einige Aktivistinnen beklagten den „antifeministischen Rollback in linken und subkulturellen Zusammenhängen“[85]. „Es hat „schon eine besondere Qualität, dass nun antifeministische und frauenfeindliche Positionen so offen in die Szene getragen werden.“[86] Anlass war der Umgang von Teilen der linksautonomen Szene mit der Vergewaltigung einer Frau durch einen Mann aus der Szene.[87] An der Plakatwand der Roten Flora konnte man zum Schanzenfest 2008 lesen: „Mackertum angreifen! Den sexistischen, rassistischen, homophoben, transphoben Normalzustand durchbrechen!“ Die aktiven Frauen zogen aus den langwierigen und die Szene spaltenden Auseinandersetzungen das Fazit: „Es bleibt erst mal der Eindruck, dass klare antisexistische Positionen in der Hamburger linken Szene noch lange kein Konsens sind.“]88] „Wer ein Nein nicht akzeptiert, ist ein Vergewaltiger! […] Mein Körper gehört mir! Darum fordern wir das ,Definitionsrecht' für die Betroffenen. Das heißt es soll ihnen das Recht eingeräumt werden, einen Täter zu markieren ohne für die Beweislast verantwortlich zu sein.“]89]

Neuer Feminismus
Die im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts einsetzende Diskussionen über einen „neuen“ Feminismus entstand vor dem Hintergrund der 1990er Jahre, die geprägt waren von der Durchsetzung der rechtlichen Gleichstellung von Frauen und deren Institutionalisierung, einem postmodernen Gesellschaftsbild inkl. Postfeminismus bis hin zum antifeministischen Backlash. Als Reaktion auf diese zwiespältige Entwicklung der Ausläufer der Zweiten Frauenbewegung (Neue Frauenbewegung) entstanden verschiedene neue „Wellen“ des Feminismus, wobei die Entwicklungen in den USA und in Europa teilweise ähnlich, teilweise aber auch unterschiedlich waren. In Deutschland kam spätestens ab 2005 „die Dritte Welle“ des Feminismus an: Junge Frauen erklärten, dass es nach wie vor strukturelle Unterdrückung gebe (u. a. die berühmte „gläserne Decke", die Frauen mit Aufstiegsambitionen noch immer von höheren Positionen trennt, und die Einschränkungen, denen sie hierzulande ausgesetzt sind, sobald sie Mütter werden) und bezeichneten sich wieder explizit als Feministinnen.

Third-Wave-Feminismus
Unterschiede „zweite“ und „dritte Welle“ des Feminismus
* Die Ablehnung einer Dichotomie von Frauen und Männern. Third Wavers verstehen die Debatten um sexuelle Differenz weniger als eine Auseinandersetzung zwischen Männern und Frauen, denn als kulturelles, diskursiv hergestelltes Phänomen.
* Die engere Zusammenbindung zwischen verschiedenen „Identitätspolitiken“. Für Third Wavers ist das Mann-Frau-Thema eines, das untrennbar mit anderen Identitätspolitiken verknüpft ist, also Hautfarbe, Ethnizität, Homosexualität. Das Stichwort hierbei ist „Queer Politics“, also der Wunsch, aus all diesen Zuschreibungen auszubrechen, mit ihnen zu spielen, sich nicht festlegen zu lassen.
* Scharfe Kritik an der Weißen-Mittelschichts-Dominanz von Teilen der „zweiten Welle“, „postkoloniale“ Theorien spielen eine große Rolle.
* Die Skepsis gegenüber traditionellen Formen der Politik. Third Wavers bevorzugen lockere Formen der Vernetzung und verstehen Politik vor allem als kulturelles Phänomen. Eine große Rolle spielt dabei die Nutzung des Internet. Und sie agieren stärker im Bereich von Kultur und Medien.
* Die Skepsis gegenüber festen Inhalten und jeder Art von Dogma.]90]

Aber sie entwickelten andere Formen der politischen Äußerung als die „Zweite Welle“-Feministinnen, und nicht selten herrschte ein großes „Generation-Gap“ des Unverständnisses zwischen beiden. Über viele „Third-Wave“-Feminismus-Projekte wurde auf den vorherigen Seiten schon berichtet, im Folgenden soll das MISSY MAGAZINE näher vorgestellt werden – „ein Magazin für junge Frauen, das über Popkultur, Politik und Style berichtet. Mit dem gegebenen Humor und einer feministischen Einstellung. Ohne Diäten und anderen Quatsch“[91]. Auch wenn das Magazin nicht Hamburg-spezifisch ist, so soll es doch als ein konkretes Beispiel für den neuen Feminismus stehen, der eben sowohl lokal als auch weltweit vernetzt ist.
2008 gründeten die 4 Herausgeberinnen Chris Köver, Stefanie Lohaus (beide aus Hamburg), Sonja Eismann und Margarita Tsomou das neue Printmedium MISSY MAGAZINE, Untertitel: Popkultur für Frauen. Die erste Ausgabe erschien im Oktober 2008, seitdem kommt das Magazin 4 mal im Jahr heraus, in Hochglanz und mit einem professionellen Vertrieb im deutschsprachigen Raum – und natürlich gibt es auch eine Website missy-magazine.de, mit Gastblogs, Beiträgen und Veranstaltungstipps.
Sie wollten ein Magazin, das „Berichterstattung über Popkultur, Politik und Style mit einer feministischen Haltung verbindet. […] Feminismus ist passé? We don’t think so. Deshalb Missy.“ So gibt es statt Fußballer-Sammelkarten „unsere liebsten Feministinnen, zum Ausschneiden, Zusammenkleben, Sammeln und Tauschen – Viel Spaß auf dem Schulhof!”, anstelle von Hiphop-Musiktipps lieber Neues aus dem „Electric Ladyland“. Nach dem Motto „Do it yourself!“ werden Bastel-, Koch- und Heimwerkideen neben Sexspielzeug-Tests beschrieben. Und im Merchandising-Bereich können Leserinnen eine Tasche mit dem Aufdruck: „Go tell your friend, I'm still a feminist“ erwerben. 2010 gab es einen Relaunch: „Nach zwei Jahren und acht Ausgaben fanden die Macherinnen, es sei Zeit für Veränderung. Jetzt präsentiert sich die popfeministische Zeitschrift Missy ihren LeserInnen im traditionsbewussten Emanzenlook. […] Auch inhaltlich hat Missy die Haare ab und zeigt, dass sie nicht nur Pop kann, sondern auch Frauenbewegung. […] Insgesamt entsteht der Eindruck, dass Missy ein bisschen queerer und weniger mittelstandsweiß geworden ist.“[92] Auch wenn sich das Magazin primär an jüngeren Zielgruppen orientiert, so sehen die Missy-Macherinnen sich nicht in einer Konfrontation „alter Feminismus gegen neuer Feminismus“. Chris Köver: „Ich finde diese ganze Diskussion sehr problematisch. Es gibt weder den alten, noch den neuen Feminismus. Es hat schon immer im Laufe der Geschichte unendlich viele feministische Positionen gegeben, die auch massiv gegeneinander argumentiert haben. […] Auch heute gibt es nicht den neuen Feminismus. Es gibt ganz viele verschiedenen Feminismen. Derjenige, den beispielsweise die ,Alphamädchen'-Autorinnen vertreten, ist ein anderer als derjenige, den wir im „Missy“ Magazin vertreten, als derjenige, den Lady Bitch Ray vertritt, und so weiter.“[93]

Fazit
Die Umsetzung von Gender Mainstreaming als Methode, mit der Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen auf allen Ebenen von Politik und Gesellschaft hergestellt werden soll, wurde in Hamburg aus Sicht von Frauen aus den Frauenprojekten primär dazu genutzt, Frauenpolitik konsequent einzuschränken, ohne aber Gender Mainstreaming als Querschnittsaufgabe wirklich umzusetzen. Für die Hamburger Frauenbewegung war dies sicherlich neben der Schließung des Senatsamtes Gleichstellung der Frau im Jahre 2004 der zweite große Einschnitt in die frauenpolitische Basis der Stadt Hamburg. Viele Frauenprojekte sind dieser Politik zum Opfer gefallen, andere mussten ihre inhaltliche Ausrichtung ändern, den feministischen Ansatz entschärfen, radikale Einschnitte hinnehmen. Aber es wurden auch Einrichtungen neu gegründet und von den Behörden gefördert.
Dass viele Frauenprojekte und -einrichtungen dennoch überlebt haben, wenn auch häufig in stark reduzierter Form und vermehrt auch wieder in unbezahlter Form (nachdem in den Jahrzehnten davor gerade die Bezahlung dieser gesellschaftlich relevanten Arbeit erkämpft worden war), ist zum einen der Zähigkeit und dem Engagement dieser betroffenen Frauenprojekte zu verdanken, zum anderen aber ihrer breiten Vernetzung, auch wenn sie sicherlich zum Teil ein Effekt der akuten Bedrohung war (ein „Zusammenrücken in der Not“) und gleichzeitig auch behördlicherseits eingefordert wurde („um Synergieeffekte“ zu erzielen“). Dennoch wurde mit diesen Netzen die Chance genutzt, alte Fäden neu zusammenzufügen, Löcher zu flicken, neue Muster auszuprobieren, und last but not least, auch neue Fische an Land zu ziehen.
Als weiterer Erfolg (auch) der Hamburger Frauenbewegung ist zu werten, dass es ihr gelungen ist, die Wahrnehmung von Gewalt gegen Mädchen und Frauen im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Die Skandalisierung und Ent-Tabuisierung häuslicher und sexueller Gewalt, die die Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem hinterfragt, ist im Laufe des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts aufgrund und dank einer vielfältigen Öffentlichkeitsarbeit der Hamburger Frauenbewegung Gegenstand breiter öffentlicher Diskussionen geworden. Gewalt in der Familie ist heute ein Straftatbestand. Auch Vergewaltigung in der Ehe ist strafbar, ebenso körperliche Gewalt von Eltern gegen Kinder. Es gab zahlreiche Aktionen von den autonomen Hamburger Frauenhäusern, vom Notruf, von „Terre des femmes“ u. v. a. Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gab es beispielsweise zwei Anti-Gewalt-Aktionen auch in Hamburg: die Kampagne des Deutschen Frauenrats „abpfiff – Schluss mit Zwangsprostitution“ und die Aufklärungskampagne zu Zwangsprostitution der katholischen und der evangelischen Kirche unter dem Motto "Rote Karte für die sexuelle Ausbeutung und Zwangsprostitution".
Der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ (25.11.) macht seit 1981 weltweit durch Aktionen, Veranstaltungen und Tagungen von Frauenprojekten und Initiativen, aber auch von staatlicher Seite auf das Thema aufmerksam und wird auch in Hamburg mit immer größerem Erfolg und immer breiterer Unterstützung begangen, so wurden – als gemeinsame Aktion von Bäckerinnung und dem „Arbeitskreis Gewalt gegen Mädchen und Frauen“ und vielen UnterstützerInnen – vom 24. bis zum 27.11.2010 in den Innungsbäckereien Hamburgs Brötchen mit der Aufschrift „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ verkauft. Der Alsterlauf der autonomen Hamburger Frauenhäuser „Laufend gegen Gewalt“ wurde 2010 zum dritten Mal durchgeführt, zunächst nur durch die Anstoßfinanzierung der Frauenstiftung filia möglich, inzwischen u. a. finanziert von „Budni“ und anderen Sponsorinnen und Sponsoren. Und am 25.11.2010 weihte der Verein Garten der Frauen e. V. auf Initiative von Heidemarie Grobe von Terre des femmes Hamburg im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof einen Erinnerungsstein für Christel Klein ein, die von ihrem Ehemann ermordet worden war. Damit hat Hamburg erstmals einen Gedenkstein für die weiblichen Opfer häuslicher patriarchaler Gewalt. Die Stadt Hamburg richtete in diesem Jahrzehnt die „Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt“ und die Schutzeinrichtung „Zuflucht“ neu ein und stattete die Beratungsstellen „LÂLE „ und i“.bera“ (Interkulturelle Beratungsstellen für Opfer von häuslicher Gewalt und Zwangsheirat) nach breiten öffentlichen Diskussionen und medialem Druck anlässlich der Ermordung von Morsal O. besser aus.
Die internationale Frauensolidarität, ein weiteres zentrales Moment der zweiten Welle der Frauenbewegung, fand im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts keinen Ausdruck mehr in großen Demonstrationen, hier ist eine Verschiebung hin zu kleineren Aktionsformen oder zu Kongressen, Veranstaltungen, Kampagnen etc. zu beobachten. Als Beispiele seien hier die „Clean-Clothes“- oder die „Schnittblumen“-Kampagnen genannt, die insbesondere die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Frauen des Südens im Zeichen der Globalisierung zum Thema haben, Aktionen von „Terre des femmes“:4593}} oder {{Bio: „Amnesty for Women“ zu Frauenrechte/Menschenrechte-Themen oder beispielsweise die „Ostseekonferenz“ des Landesfrauenrats Hamburg 2009, die die positiven Beispiele aus den skandinavischen Ländern deutlich machte.
Die Frauenstiftung filia (und auch andere Einrichtungen, wie z. B. der Marie-Schlei-Verein) unterstützt weltweit Fraueninitiativen, das nordelbische Frauenwerk unterstützt Aktionen gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution oder beteiligt sich intensiv am interreligiösem Frauendialog insbesondere zwischen muslimischen und christlichen Frauen.
Die Sichtbarkeit der Frauenbewegung (vor allem auf der Straße und in den Medien) war in den letzten Jahrzehnten sicherlich geringer als in den 1980er-Jahren. Die formale rechtliche Gleichberechtigung ist erlangt, auch zum Thema Gewalt hat sich rechtlich viel verändert. Der Schwerpunkt der letzten Jahre lag insofern eher auf Spezialisierung (Frauen und Sucht, Arbeit, sexuelle Gewalt, Gesundheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Kultur, Alter, Lesben u. v. m.), Professionalisierung und Bewusstseinsschaffung. In Behörden, Kirchen, Gewerkschaften, Fraueneinrichtungen und -projekten, in Arbeitskreisen, Arbeitsgruppen und Netzwerken, an Runden Tischen, auf Konferenzen und Veranstaltungen – überall mischten Frauen sich ein und versuchten, frauenpolitische Forderungen in die konkrete Alltagspraxis einzuweben, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Aber: Diese Verschiebung von Themen und Orten der Frauenbewegung ist nicht die alleinige Ursache der Veränderung: „Die Zeiten, in denen die Frauenbewegung sich hinter griffigen Slogans versammelte und zu großen Demonstrationen aufrief, wird nicht wiederkommen. Dies war natürlich eine klare Form der Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit, als politische Akteurin. […] Die hinter diesen Aktionen stehende Empörung darüber, dass Frauen diskriminiert und unterdrückt sind, und zwar qua Frau, ist heute nicht mehr Konsens unter Frauen.“[94] Die internationale Kritik am weißen mittelschichtsorientierten Feminismus westlicher Prägung und der Vorwurf der „Dominanzkultur“ hat Hamburg ebenso erreicht wie die Kritik an der Heteronormativität. Das große gemeinsame „WIR“ löste sich auf, identitätspolitische Politikformen – wie sie eben die „Frauen“-Bewegung per se ist – wurden obsolet und „queere“ (=nicht an binären Geschlechtskategorien orientierte) Gruppen und Aktionsformen in manchen Teilen der Frauenbewegung bevorzugt. Migrantinnen und Schwarze Frauen kritisierten die Vorrangstellung der Kategorie „Geschlecht“ gegenüber „Ethnie/race“ und „Klasse“ im westlichen Feminismus und konstatierten die Verschränkung von Rassismus und Feminismus. In einigen Frauenprojekten – wie z. B. in den autonomen Frauenhäusern – wurde Quotierung (von weißen Frauen und Migrantinnen/Schwarzen Frauen) gefordert und umgesetzt.[95]
Ein weiteres bestimmendes Moment der aktuellen Frauenbewegung ist das „Generation-Gap“: Viele Frauen, vor allem jüngere, machen ganz andere Erfahrungen als ihre feministischen „Mütter“ (oder manchmal auch schon „Großmütter“). Dadurch tun sich unterschiedliche Gräben zwischen den Generationen auf: Im „neuen“ (= neoliberalen und/oder konservativen) Feminismus beispielsweise bleiben Themen jenseits der Vereinbarkeitsproblematik von Familie und Beruf und Karrieremöglichkeiten – wie sexuelle Ausbeutung, Migration, prekäre Arbeitsverhältnisse oder Gewaltverhältnisse – bislang Leerstellen. „Wer diese Themen dennoch entschlossen auf die Tagesordnung setzt, als Bestandteil feministischer Forderungen sehen möchte und sie gegebenenfalls in einer Frauenbewegung mit Mitteln jenseits traditioneller partei- oder unternehmenspolitischer Strategien durchsetzen möchte, läuft schnell Gefahr eben von den ,neuen’ Feministinnen als Vertreterin des ,alten’ Feminismus diskreditiert zu werden, dessen Errungenschaften in der Vergangenheit fallweise zwar durchaus gewürdigt werden, aber dessen inhaltliche Forderungen und politische Strategien als verstaubt und antiquiert hingestellt werden.“[96] Die Anhängerinnen des „Third-Wave-Feminismus“ wählen andere Aktionsformen als die frauenbewegten Zweitwellerinnen: „Statt auf Demonstrationen zu gehen, treffen sich heutige Feministinnen im Internet, an die Stelle von Mädchentreffs und Frauencafés sind Facebook und Youtube, Gemeinschaftsblogs, Foren und Online-Magazine getreten. Dort schreiben, filmen und bloggen junge Frauen über Themen wie Gleichberechtigung, Erziehung, ihre Heldinnen der Popkultur, Sex und alltägliche Diskriminierungen – mal humorvoll und verspielt, mal ernst und akademisch, dann wieder provokant und mit konkreten politischen Forderungen.“[97]
Dennoch: Nicht alles, was heute (gerade auch in den Medien) als Konflikt zwischen „alten“ und „jungen“ Feministinnen dargestellt wird, ist wirklich ein Generationenkonflikt. So werden am Beispiel der Generationenkonflikte Themen aufgegriffen, die auch innerhalb der „alten“ Frauenbewegung umstritten waren. Es gibt diese unterschiedlichen Herangehensweisen innerhalb der Generationen. Aber oft ist die Diskussion noch nicht einmal an dem Punkt angekommen, inhaltliche Differenzen zu diskutieren. Sie scheitert oft schon daran, überhaupt zu verstehen, um was es der anderen geht. Antje Schrupp entwickelte dazu im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts – nach ihren Erfahrungen als Moderatorin verschiedener generationsübergreifender Diskussionsrunden – drei Thesen:
„1. Zu wenig direkte Beziehungen
Es gibt wenig direkte Gespräche und Beziehungen zwischen ,Altfeministinnen’ und ,Jungfeministinnen’. Das führt dazu, dass das Wissen jeweils übereinander zu einem Großteil medial vermittelt ist. Ein Symptom dafür ist auf Seiten der ,Jüngeren’, dass sie ,Altfeminismus’ oft mit Alice Schwarzer und Emma identifizieren. […] Ein Symptom auf Seiten der ,Älteren’ ist, dass sie das Phänomen des ,neuen Feminismus’ auch nur aus den Feuilleton-Seiten kennen und nicht aus eigener Anschauung. […]
2. Unkenntnis der jeweiligen Denkansätze
Damit in Zusammenhang steht, dass die maßgebliche Literatur und Theorie der ,anderen’ nicht bekannt ist. Junge Feministinnen haben oft nur wenig gelesen von dem, was die zweite Frauenbewegung an Theorien und Forschungsrichtungen hervorgebracht hat. Ich habe manchmal den Eindruck, ihr theoretisches Interesse fängt eigentlich erst mit Judith Butler an, und sie halten alles, was davor gedacht wurde, für veraltet und nur von historischem Interesse.
Die alten Feministinnen hingegen sind etwa zur gleichen Zeit aus der Theorie ausgestiegen, weil sie inhaltlich nicht einverstanden waren mit der Richtung, den die dekonstruktivistischen akademischen Gendertheorien in Deutschland genommen haben. […]
3. Es gibt zu wenig Bereitschaft, die Orte der anderen aufzusuchen
Die Entwicklung der Medien und speziell die Erfindung des Internet haben diesen ,Graben' noch verstärkt. Denn sie führten dazu, dass die verschiedenen Generationen sehr unterschiedliche Vorstellungen von Politik und Öffentlichkeit haben. […] Die große Mehrzahl älterer Frauen, und auch der älteren Feministinnen, ist nicht im Internet, und wenn, dann nur sporadisch oder passiv-lesend. Das kann man schlecht und falsch finden, aber nicht einfach ignorieren. […] Deshalb müssten die ,Jungfeministinnen’ vielleicht ab und zu auch mal dahin gehen, wo die ,Altfeministinnen’ sind (in die altmodischen Frauenzentren, zu den Vortragsreihen, in die Bildungsinstitute). Natürlich gilt andersrum auch, dass die ,Altfeministinnen’ dringend ,ins Internet’ müssen – denn das ist eben der Ort, an dem Öffentlichkeit heute spielt. Wer da nicht mitmacht, braucht sich nicht wundern, nicht gehört zu werden.“[98]