Elisabeth Pape
(05.09.1870 Hamburg - 25.02.1964 Hamburg)
Bürgerschaftsabgeordnete (DVP), engagiert in Frauen- und Wohlfahrtsfragen, Lehrerin, Dezernentin in der Schulverwaltung
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
Lämmersieth 75 (Wohnadresse)
Efeuweg 64 (Wohnadresse)
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt (Wirkungsstätte)
Zu Elisabeth Papes Engagement für und in der bürgerlichen Frauenbewegung gibt es unterschiedliche Informationen. Die Zeitungen behaupteten anlässlich Elisabeth Papes hochbetagten Geburtstagen und sonstigen Jubiläen, Elisabeth Pape sei weder aus der „Bewegung" noch aus den Kreisen der Frauen gekommen, die schon vor dem Krieg das Wahlrecht der Frauen gefordert hatten. Dagegen spricht die Historikerin Karen Hagemann von einer Mitgliedschaft Elisabeth Papes in der Abteilung Jugendschutz der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF), einem Verein, der Teil der bürgerlichen Frauenbewegung war. Außerdem gehörte Elisabeth Pape 1919 neben Emmy Beckmann und Margaretha Treuge zu den Initiatorinnen einer aus dem Stadtbund hamburgischer Frauenvereine hervorgegangenen neuen Vereinsgründung, der Politischen Frauengemeinschaft Hamburg, deren Ziel die staatsbürgerliche Erziehung breiterer Frauenkreise war. Dies wollte die Frauengemeinschaft dadurch erreichen, indem sich Vertreterinnen aller Parteien und verschiedener Weltanschauungen zusammenschlossen, um den Frauen ihre überparteilichen gemeinsamen Interessen zu zeigen. Mangels geringen Zulaufs löste sich diese Vereinigung allerdings 1921 wieder auf. Die Zeitungen erwähnen dieses in keinem der im Staatsarchiv zugänglichen Artikel.
Elisabeth Pape setzte sich als Lehrerin für die Gleichberechtigung der weiblichen Lehrkräfte ein. Sie unternahm als erste weibliche Lehrkraft auf eigene Kosten mit ihren Schülerinnen eine Klassenreise, die in den Harz führte und konnte in den 1920er Jahren das vom Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein schon lange geforderte Klassenlehreramt (Ordinariat) für Frauen in den höheren Klassen des Mädchenschulwesens durchsetzen, was bis dato eine Domäne der männlichen Kollegen gewesen war. Als Elisabeth Pape die erste Ordinarin einer Selekta wurde, gab es einen Aufschrei unter den männlichen Kollegen. Sie diffamierten ihre Kolleginnen, die auf Grund des Beamtengesetzes unverheiratet bleiben mussten, als alte Jungfern, die ein unerfülltes Triebleben besäßen, was sich in einer vermeintlich säuerlichen Schärfe` der Lehrerinnen ausdrückte und als Grund diente, Lehrerinnen ein Ordinariat abzusprechen. Auch die Elternvertretungen und der Schulbeirat waren mit dieser neuen Verordnung der Schulbehörde nicht einverstanden. Sie machten den Vorschlag, dass allein die persönliche Eignung, unabhängig vom Geschlecht, für die Besetzung der Ordinariate ausschlaggebend sein sollte. Schön gesagt: doch dass mit solch einer Regelung, angesichts der massiven Vorurteile, die es gegen erwerbstätige Frauen gab, Lehrerinnen kaum ein Ordinariat erhalten würden, wurde nicht erkannt.
Elisabeth Papes Werdegang nahm zunächst den üblichen Weg einer bürgerlichen Tochter. Nach Abschluss des Lehrerinnen-Seminars wurde sie Volksschullehrerin und 1889 als 19jährige in den Hamburger Schuldienst übernommen, was nach den damaligen Gesetzen den Verzicht auf Ehe und Familie bedeutete. Bis 1929 war sie als Lehrerin tätig, dann arbeitete sie bis 1934 als Dezernentin für Schüler-Erholungsfürsorge und Verkehrserziehung im Verwaltungsdienst der Oberschulbehörde. In der Weimarer Zeit war sie zudem Mitglied der Lehrerkammer und des Beamtenrates.
Elisabeth Pape hatte nicht nur pädagogische und frauenpolitische Amibitionen, sie zeigte auch starke altruistische Züge. Schon als junges Mädchen engagierte sie sich für notleidende Menschen. So kümmerte sie sich während der Choleraepidemie 1892 um die Kinder, deren Eltern Opfer dieser Krankheit geworden waren und rettete die Kinder aus den verseuchten Wohnungen. Im Ersten Weltkrieg war sie Mitbegründerin der Hamburgischen Kriegshilfe und arbeitete als Lazaretthelferin bei Prof. Dr. Nonne. Dafür wurde sie später mit dem Eisernen Kreuz am schwarz-weißen Band geehrt. Während des Rübenwinters nach dem Ersten Weltkrieg setzte sie sich für eine Unterbringung von ca. 800 Kindern bei Bauernfamilien ein. Lange Jahre war sie ehrenamtliche Waisenpflegerin.
1920 gründete Elisabeth Pape den Landesverein Hamburg des Deutschen Rentnerverbundes (Verband für Altersschutz), den sie auch noch im hohen Alter von 90 Jahren leitete. 1935 wurde sie Mitglied des Aufsichtsrates des Vereins Rentnerheim Fiefstücken e. V. Hamburg. In dieser Funktion gelang es ihr mit Hilfe der Hamburger Sparcasse von 1827, das Rentnerheim Fiefstücken mit 1- und 2-Zimmer-Wohnungen errichten zu lassen.
Außerdem arbeitete Elisabeth Pape 40 Jahre lang als Vorstandsmitglied des Hamburgischen Seehospitals Nordheim Stiftung in Sahlenburg bei Cuxhaven, war bis ins hohe Alter Ehrenmitglied des Verbandes deutscher Landschulheime und nach ihrem nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten Eintritt in die SPD Mitglied der Arbeiterwohlfahrt. Für ihre ehrenamtlich geleistete Arbeit im Dienste der Wohltätigkeit erhielt Elisabeth Pape 1952 das Bundesverdienstkreuz.
Neben all diesen ehrenamtlichen Aktivitäten war die am Efeuweg 64 und zuletzt am Lämmersieht 75 wohnende, hauptberuflich als Pädagogin Arbeitende zwischen 1921 bis 1932 Bürgerschaftsabgeordnete der DVP und von 1928 bis 1932 Schriftführerin ihrer Bürgerschaftsfraktion. Während ihrer Bürgerschaftstätigkeit arbeitete sie u.a. in der Jugendbehörde, dem Ausschuss zur Festsetzung der Mieten und dem Beschwerdeausschuss für das Wohnungsamt.
In der NS-Zeit trat sie nicht der NSDAP bei. Sie war von 1940 bis 1943 Mitglied des NSV (Nationalsozialistische Volksfürsorge). Sie wurde drei Mal bei der Gestapo denunziert und einmal bei der vorgesetzten Behörde wegen Weigerung die Hakenkreuzfahne zu zeigen. [1]
Text: Dr. Rita Bake