Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Aktionseinheit Hamburger Frauengruppen

Treffpunkt: Kinderhaus Heinrichstraße 14a (ehemals)


Ende 1975 bildete sich in der autonomen Frauenszene die „Aktionseinheit Hamburger Frauengruppen“. Sie entstand im Rahmen der §218-Bewegung. Heute gibt es sie nicht mehr. „Damals, Ende 1975, wandte sich die Arbeitsgruppe Frauen des Kommunistischen Bundes an andere Frauengruppen mit dem Vorschlag, eine große Veranstaltung zu dem Thema § 218 zu machen. Die Frauengruppen beschlossen danach, sich auch weiterhin regelmäßig zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Aktivitäten zu entwickeln. Am 8. März 1976 fand das erste große Frauenfest statt, damals noch mit Männern.
Gemeinsam riefen die Frauen zu Demonstrationen (Frauenblock am 1. Mai) auf, machten eine Broschüre zu den Bundestagswahlen 1976 mit dem Motto ‚Keine Stimme den bürgerlichen Parteien‘, veranstalteten Filmabende und Feste. (…)“ (Selbstdarstellung der AE in der Broschüre: hamburger frauen gruppen stellen sich vor. Hrsg. von „bildwechsel“ ca. Ende 1979, S. 45.)
Zur Bundestagswahl im Jahr 1976 gab die Aktionseinheit Hamburger Frauengruppen eine Broschüre unter dem Titel „Keine Stimme den bürgerlichen Parteien! CDU, CSU, SPD, FDP, NPD frauenfeindlich“ heraus. Hier heißt es im Vorwort: „Dieser Wahlkampf bedeutet für uns allseitig und inhaltlich die Auseinandersetzung um die Frauenpolitik zu führen. (…) Wir werden über ein bürgerliches Wahlsystem nichts Entscheidendes für die Frauen verändern können. Manche Frauen werden es bevorzugen, ihren Protest gegen die bürgerlichen Parteien auszudrücken, indem sie einer der mehr oder weniger linken kandidierenden ‚Alternativen‘ ihre Stimme geben. Auch das kann eine Form sein, die Unzufriedenheit mit der herrschenden Frauenpolitik auszudrücken.
Die meisten von uns sehen sich aber für dieses Jahr veranlaßt, einen aktiven Wahlboykott durchzuführen, indem wir die Stimmzettel mit einem ‚Frauenzeichen mit Faust‘ oder der Aufschrift ‚frauenfeindlich‘ verzieren.(…)
Am 8. März 1978 gelang es zum ersten Mal über alle Differenzen hinweg, gemeinsam mit der F.R.A.U. und Frauen aus dem FZ Langenfelderstraße [Autonomes Frauenzentrum Langenfelderstraße] ein Fest nur für Frauen zu feiern. Viele Frauen stellten auf diesem Fest ihre Arbeit vor, der Überschuß ging an das Hamburger Frauenhaus [Frauenhäuser]. (…)
Ein wichtiger Schritt im ‚Leben‘ der Frauen-AE war die Beteiligung an den Bürgerschaftswahlen innerhalb der Bunten Liste; von dem Programm der Frauengruppen wurden 15.000 Stück verkauft. Über den Inhalt des Frauenprogramms haben übrigens auf der Delegiertenversammlung der Bunten Liste nur die Frauen abgestimmt. Eine Kandidatin der Frauengruppen ist als Abgeordnete ins Bezirksparlament Eimsbüttel eingezogen.(…)“ (Selbstdarstellung der AE in der Broschüre: hamburger frauen gruppen stellen sich vor, a. a. O.)