Frauenhaus
Paulstraße 25: Hamburgs erstes Frauenhaus (heute hier die Europapassage). In der Passage erinnert eine Tafel daran.
Lida Gustava Heymann, Tochter aus reichem Haus und 1896 durch das Testament ihres Vaters ökonomisch unabhängig sowie mit einem großen Geldvermögen „gesegnet“, hatte das Haus 1897 gekauft, nachdem sie eine von ihr gemietete Etage in der Rathausstraße 9 gekündigt hatte, in der sie einen Mittagstisch für erwerbstätige Frauen und einen Kinderhort unterhalten hatte.
Das Haus in der Paulstraße 25 steht nicht mehr. Heute befindet sich hier die Europapassage.
In diesem Haus richtete Lida Gustava Heymann im Erdgeschoss einen Kinderhort mit kleinem Garten ein und ließ für die Frauen Wannen und Duschen installieren. Außerdem gründete sie einen Mittagstisch für erwerbslose Frauen und im zweiten Stock eine Beratungsstelle für Frauen. Darüber hinaus hatten verschiedene Frauenvereine in der Paulstraße 25 ihren Sitz, so der Industria-Verein zur Förderung der im
Handel und Gewerbe thätigen weiblichen Angestellten zu Hamburg, gegr. 1898, das Vereinslokal der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF), bis Lida Gustava Heymann und ihre Mitstreiterinnen dort austraten, der Hamburger Verein der Abolitionistischen Föderation, gegr. 1897, die Hamburger Filiale der Centralstelle für weibliche Bühnenangehörige Deutschlands, gegr. 1899, der Verein Frauenwohl, der Deutsche Verein für Frauenstimmrecht. (Siehe jeweils unter den Vereinen).
Das „Frauenhaus“ in der Paulstraße entwickelte sich immer mehr zu einem Zentrum der radikalen bürgerlichen Frauenbewegung. Es existierte bis 1922.
Text: Rita Bake